Ehrung für "New York Times":Die Aufgabe ist klarer denn je

Die "New York Times" erhält den Marion-Dönhoff-Preis der "Zeit". Der Bundespräsident hat als Laudator aber noch eine Frage.

Von Karoline Meta Beisel

Eine kritische Frage musste sich die New York Times am Sonntag gefallen lassen: Hat die Zeitung "bei der Bildredaktion immer die nötige Sorgfalt an den Tag gelegt, etwa wenn es um die Darstellung des deutschen Staatsoberhaupts geht?" Vor Kurzem hatte die New York Times auf ihrer Titelseite ein Foto eines anderen Mannes fälschlich mit Frank-Walter Steinmeier beschriftet - für Steinmeiers Festrede eine willkommene Pointe.

Die Laudatio des Bundespräsidenten für die ausgezeichnete New York Times war der Höhepunkt der 15. Verleihung des Marion-Dönhoff-Preises der Zeit, der Zeit-Stiftung und der Marion-Dönhoff-Stiftung am Sonntagvormittag im Hamburger Schauspielhaus. Außer der mit Augenzwinkern vorgetragenen Frage hatte Steinmeier nur lobende Worte für die Zeitung: sie sei ein "Leuchtturm der Vernunft in einem Zeitalter grassierender Unvernunft" und eine "Autorität der Aufklärung".

New-York-Times-Chefredakteur Dean Baquet sagte in seiner Dankesrede, dass Journalisten bis vor Kurzem noch unter einem Minderwertigkeitskomplex gelitten hätten: "Heute ist unsere Aufgabe klarer denn je." Dieses Selbstbewusstsein ermögliche nicht nur die Berichterstattung über US-Präsident Donald Trump, sondern auch Enthüllungen wie die über die Missbrauchsvorwürfe gegen den Produzenten Harvey Weinstein und andere Männer. "Nichts ist schöner, als wenn viele Nachrichtenhäuser gleichzeitig an einer großen Geschichte recherchieren und so der Öffentlichkeit einen echten Dienst erweisen", sagte Baquet.

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