Dschungelcamp:Au Backe!

Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!; Dschungelcamp, RTL, Sophia Wollersheim

Voller Einsatz: Sophia Wollersheim beim Ekel-Contest.

(Foto: RTL)

Zahn ab am Ochsenpenis, Alkohol auf dem Hinflug: Im RTL-Dschungel ist in diesem Jahr wieder deutlich mehr los als zuletzt.

Von Johanna Bruckner

Thorsten Legat war noch nicht im Camp angekommen, da hatte er sich schon verletzt. Er saß auf einer Holzbank im australischen Busch und hielt sich die Backe: Zahn abgebrochen, an einem Stück Ochsenpenis. Es wäre für die verantwortlichen RTL-Redakteure an dieser Stelle ein Leichtes gewesen, jene denkwürdige Antrittsrede Legats als Coach beim FC Remscheid einzuspielen, in der er den vollen Einsatz eines Landesligatrainers beschrieb, den er nun offenbar auch bereit ist, in die große RTL-Dschungelsause einzubringen. Passierte aber nicht. Vermutlich weil jene Redakteure vor Glück weinten über die Nummer mit dem Penis.

Im vergangenen Jahr hatten die Gagschreiber und Moderatoren der RTL-Show mit einer lethargischen Kandidatenmasse zu kämpfen. Im Dschungelcamp bewegte sich außer den Palmblättern im Regen nicht viel in 16 Tagen. Die Quoten waren trotz aller Ödnis passabel, doch der Ruf als beste Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen war angekratzt.

Im zehnten Jahr bietet RTL deshalb nun alles auf, was der Pool an abgebrannten Buchstabenprominenten hergibt: Brigitte Nielsen, Ex-Frau von Sylvester Stallone, ließ sich vor laufenden Kameras vom Beauty-Doc generalüberholen, Dschungelkönigin 2012. Jenny Elvers machte im TV ihre Alkoholabhängigkeit öffentlich. Gunter Gabriel sang mit Johnny Cash, geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Rolf Zacher, Schauspieler und Bösewicht, heimlicher Bruder von Udo Lindenberg. Und eben Legat: Ex-Fußballer, "Instinktcoach", Instinktphilosoph. Dazu ein paar Ex-Castingshowteilnehmer und eine Frau mit Textilphobie (Sophia Wollersheim, Gattin des gleichnamigen Düsseldorfer Rotlichtkönigs).

Dramaturgisch wurde vorgebaut: Im Jubiläumsjahr gibt es zu Beginn zwei Pritschenlager. In den Dschungelprüfungen treten die Teams gegeneinander an, die Verlierer müssen sich von Reis und Bohnen ernähren. Und der Hunger zeigt Wirkung: Bereits an Tag zwei machten sich die Prominenten emotional nackig. Sophia Wollersheim sorgte sich um die trockene Alkoholikerin Jenny Elvers, weil sich deren Lebensgefährte auf dem Flug nach Australien betrunken haben soll. Eine dankbare Vorlage für Moderator Daniel Hartwig: "Hat halt nicht jeder das Glück, an einen so seriösen Partner zu geraten wie Sophia."

Ja, es läuft wieder besser "beim RTL", wie Moderatorin Sonja Zietlow sagen würde. Jeweils knapp acht Millionen Menschen schalteten an den ersten beiden Abenden ein, damit sind die Auftaktfolgen bereits erfolgreicher als sämtliche Sendungen der Vorjahresstaffel. Und dann gab es auch am zweiten Abend einen Tränen-des-Glücks-Moment. Sophia Wollersheim, 28, erzählte, wie das kam mit ihr und dem Bordellbetreiber, 64: "Wir haben geheiratet, weil ich immer das Problem hatte, dass alle gedacht haben: Das ist 'ne Prostituierte."

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