Dokumentation:Die perfekte Gastgeberin

Bettina Maria Böttinger - Fast ein Selbstportrait

Foto: WDR/Melanie Grande

Der WDR schenkt Bettina Böttinger zum 60. Geburtstag einen Werbefilm.

Von Hans Hoff

Am Montag ist Bettina Böttinger 60 Jahre alt geworden. Weil sie eine verdienstvolle Mitarbeiterin ist, hat ihr der WDR eine Dokumentation spendiert, die ein bisschen so tut, als erfahre man alles über die Moderatorin, die seit einer kleinen Ewigkeit Sendungen im hauseigenen Dritten moderiert. In Wahrheit erfährt man allerdings äußerst wenig über die gebürtige Düsseldorferin. Eigentlich erfährt man nur genau das, was sie gern mal erzählen, was sie gern mal zeigen will, was man meist aber sowieso schon weiß.

Der Autor von Bettina Maria Böttinger - Fast ein Selbstportrait ist Klaus Michael Heinz, Unterhaltungsredakteur beim WDR. Er hat schon viele dieser Fast-Selbstportraits geschaffen, für Alfred Biolek, für Rudi Carrell, für Thomas Gottschalk. Oft waren das recht witzige Collagen aus vorhandenem Material, welche Heinz so fein verschnitt, dass sich eine neue Qualität aus dem Sammelsurium entwickelte.

Schmusiger hätte das auch die "Bunte" nicht inszenieren können

Beim Böttinger-Film hinkt er seinen großen Werken leider hinterher. Wo es bisher immer so aussah, als habe Heinz die Fäden fest in der Hand, wirkt es nun über weite Strecken so, als habe die Porträtierte das Sagen gehabt. Sie weiß als erfahrene Frau vom Fach halt, wie man sich inszeniert. Andauernd moderiert sie in die Kamera und positioniert sich auf eine Weise, die ihr ein verantwortungsvoller Regisseur nicht hätte durchgehen lassen dürfen. Man sieht Bettina Böttinger mit Dackel, beim Musikhören ("Kein Tag ohne Musik von Bach") und in einer Kapelle. Die Kamera begleitet sie beim Spazierengehen vor ihrem holländischen Ferienhaus, beim versunkenen Blick übers Meer, beim Geständnis, dass sie in ihrem Haus wahnsinnig gern Gäste bewirtet. Danach ist durch die Scheibe ihres Hauses fein ausgeleuchtet zu sehen, wie sie Gäste bewirtet, und dazu liefern aufdringliche Geigen reichlich Kitschmus. Die Bunte hätte das nicht schmusiger in Szene setzen können.

Nur einmal blitzt ein wenig Erkenntnis auf. Als sie Frank Plasberg, neben dem sie mal im Studio Düsseldorf gearbeitet hat, während eines Talks darauf anspricht, dass er in seiner einstigen Redaktion auch schon mal arg rumgebrüllt habe, bekommt sie ein passendes Echo. "Wenn Bettina Böttinger sich jetzt als Meisterin der leisen Töne positionieren möchte, dann möchte ich doch ein bisschen schmunzeln", entgegnet Plasberg und lässt den Zuschauer alle weiteren Schlüsse ziehen.

Im Rest dekliniert der 45-Minüter Böttingers Leben durch, und man erfährt viele Dinge, die der Protagonistin wichtig zu sein scheinen. Es flutscht halt so dahin, nett, gelegentlich Tiefe vortäuschend, meistens aber harmlos. Das fügt sich dann prima ins Umfeld im WDR-Fernsehen ein, wo man Dinge von Belang ohne Lupe ohnehin nur noch schwer findet.

Bettina Maria Böttinger - Fast ein Selbstportrait, WDR, Freitag, 21 Uhr.

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