Doku "Unsere Mutter Diana":"Wir fühlten uns unglaublich geliebt"

Unsere Mutter Diana; Unsere Mutter Diana

William und Harry blättern im Film durch Fotos wie dieses, viele davon hat man noch nie gesehen.

(Foto: NDR/Jayne Fincher)

"Unsere Mutter Diana" zeigt, wie die Prinzen William und Harry ihrer Mutter gedenken. Der Film drückt auf die Tränendrüse. Doch wie sollte er auch nicht?

Von Claudia Fromme

Wenn sich Daten runden in Königshäusern, schlägt die Stunde der Hofschranzen. Nichts weniger als die wahre Geschichte wollen sie dann kennen. Zum 20. Todestag von Diana am 31. August haben sich die Bewohner der Gesindehäuser in London wieder in Position gebracht. Dianas Stimmtrainer taucht auf, der filmte, wie sie ihm gestand, dass sie kaum Sex mit Charles hat. Ein Leibwächter erklärt, dass Camilla Parker-Bowles neidisch auf Dianas Söhne William und Harry war. Eine Vertraute hört Dianas Stimme aus dem Jenseits.

Nichts davon ist neu, was damit zu tun hat, dass die Exegese des Mythos Diana schon mit ihrer Hochzeit 1981 mit Prinz Charles begann und seither jeder Winkel der Paläste und Reitställe ausgeleuchtet wurde. Ungeachtet dessen arbeiten private und öffentlich-rechtliche Sender auch hierzulande in einem Crescendo auf den 31. August hin, manches huldigt, manches kreischt. Das ZDF zeigte Naomi Watts als Diana, RTL lüftet "die größten Geheimnisse der bekanntesten Frau der Welt", sogar Sat 1 Gold hat eine Akte Diana gefunden.

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert kommentiert butlerhaft

Tatsächlich exklusiv ist die Dokumentation Unsere Mutter Diana von Ashley Gething. Der britische Regisseur brachte William und Harry vor die Kamera, die damals 15 und zwölf Jahre alt waren, als ihre Mutter in Paris gegen einen Pfeiler krachte, gehetzt von Paparazzi, gefahren vom betrunkenen Chauffeur. Gething hat bereits ein Porträt über die Queen gemacht, die Leitungen lagen, als er bei ihren Enkeln für sein Diana-Projekt vorstellig wurde. In Großbritannien wurde die Dokumentation bereits Ende Juli bei ITV ausgestrahlt, der NDR hat sich für Deutschland die Exklusivrechte gesichert, wobei Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert, 80, geholfen hat, der mit seiner Filmproduktion die deutsche Version besorgt hat, unter anderem mit seiner gewohnt butlerhaften Kommentierung.

Das Gerüst sind die Prinzen, die in Fotoalben blättern und über Bilder sprechen, die für den Zuschauer auf rostfarbenem Tweed abgelegt in Nahaufnahme gezeigt werden. Es gibt Diana mit William auf dem Arm und Harry im Bauch zu sehen, Strandbilder der glücklichen Mutter mit ihren Söhnen, Tobefotos aus dem Garten in Kensington. Vieles hat man noch nie gesehen.

Es trauern hier nicht Prinzen protokollgerecht, sondern Kinder um ihre Mutter

"Es ist ein sehr trauriger Verein, in dem man nicht Mitglied sein möchte", sagt William, und meint damit seine Rolle als Kind, das früh seine Mutter verloren hat. Dieser Satz markiert den Ton des Films, es geht auch um die Mode- und Charity-Ikone Diana, vor allem aber geht es um: Mummy. In Kinderschrift stand das auf einem Briefumschlag, der auf dem Sarg Dianas lag, als er 1997 durch die Straßen Londons gefahren wurde. Es trauern hier nicht zwei Prinzen protokollgerecht um ein ehemaliges Mitglied des Königshauses, sondern Kinder um ihre Mutter - vor aller Augen. Harry sagt an einer Stelle, dass er all die weinenden Menschen gesehen habe, die seine Mutter doch nie getroffen hatten. Er fragte sich, ob sie mehr fühlten als er selbst.

Vor allem aber werden zwei junge Männer gezeigt, die sich an ihre Kindheit erinnern. Wie sie im Cabriolet mit Diana übers Land brausten und laute Musik dazu hörten, wie sie nach einem Fußballspiel Süßes auf den Platz schmuggelte, wie sie bis heute von ihrer Liebe zehren. "Wir fühlten uns unglaublich geliebt", sagt William.

Der Film wird als weichgespült kritisiert - doch was war die Erwartung?

Hie und da wurde kritisiert, dass die Dokumentation doch sehr weichgespült sei. Stimmt. Es ist mehr eine filmische Apotheose Dianas als Übermutter und Charity-Königin als eine abwägende Betrachtung. Es klimpert immer irgendwo ein Klavier Elegien, Raum für Notizen lassen ausführlich abgefilmte Wolken am Himmel. Aber was war die Erwartung? Dass die Söhne über das Sexleben ihrer Mutter reden?

Es sprechen Freunde Dianas, ihr Bruder, Elton John, Gärtner, Hofdamen, und ein Landminenopfer aus Bosnien, das Diana getroffen hatte. Der Mann zeigt - "zum ersten Mal", posaunt Seelmann-Eggebert - wo genau er sein Bein verlor. An solchen Stellen kippt die Doku, die erwartbar Medienkritik enthält, weniger aber zeigt, wie Diana den Boulevard nutzte. William redet über "ein Gewerbe, was den Anstand verloren hat", im Off hört man, wie die Prinzessin darunter gelitten habe, sogar im Skiurlaub mit den Kindern gefilmt zu werden. Illustriert wird das mit wackligen Bildern aus dem Skiurlaub.

Unser Mutter Diana, Das Erste, 20.15 Uhr.

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