Dienstanweisung:Twitter-Stille

Die "New York Times" mahnt Mitarbeiter nach dem Massaker in Orlando in einem Memo zu Zurückhaltung bei Meinungsäußerungen in Sozialen Medien. Begründung: Das sollten sie den Kollegen von der Meinungsseite überlassen.

Von Karoline Meta Beisel

Das Massaker in Orlando, bei dem ein Mann am vergangenen Wochenende 49 Menschen tötete, bevor er selbst erschossen wurde, bewegt die Menschen, auch die Journalisten der New York Times. Für Philip Corbett, der sich bei der Zeitung um journalistische Standards kümmert, ein Anlass für mahnende Worte: Mitarbeiter der Times-Redaktion sollten es vermeiden, auf ihren privaten Accounts bei Facebook und Co ihre Meinung zu "Hot Button Issues", zu besonders brisanten Themen also, zu verbreiten. Das Massaker von Orlando, aber auch der kontroverse Präsidentschaftswahlkampf, sei ein guter Anlass, die Redaktion noch einmal zu Vorsicht zu mahnen.

In einer Mitteilung, die Corbett am Montag an die Redaktion versandte und die das Fachportal Poynter veröffentlichte, heißt es weiter: "Selbst wenn Sie in die Berichterstattung zu einem konkreten Thema nicht involviert sind, arbeiten unsere Kollegen hart daran, die Glaubwürdigkeit und Unparteilichkeit der Times zu schützen. Wir sollten nichts tun, das ihnen die Arbeit zusätzlich erschweren könnte."

Die "Follower", wie die Leser in den sozialen Medien genannt werden, erwarteten von den Journalisten der New York Times, "gut informiert" und "umsichtig" zu sein. Meinungsbeiträge schließt das offenbar aus, soweit sie nicht von dafür vorgesehenen Redakteuren für die dafür vorgesehene Seite in der Zeitung verfasst würden: "Meinungen sollten wir den Kollegen von der Meinungsseite überlassen", heißt es in dem Memo.

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