Die besten neuen TV-Serien:Diese Serien sollten Sie sich ansehen

In "The Rain" ist jeder Regentropfen tödlich. "Will & Grace" wird in der Neuauflage politischer als früher. Vier Serien, die sich gerade lohnen - und ein Ausreißer.

Von den SZ-Fernsehkritikern

The Rain (Netflix)

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(Foto: Per Arnesen; Per Arnesen/Netflix)

Die Regeln sind einfach. Jeder Regentropfen bedeutet Tod. Jede Pfütze auch. Und wer draußen herumstreunt, ist auf der Suche nach Essen und bereit, dafür zu töten. In der achtteiligen Serie The Rain, der ersten dänischen Eigenproduktion von Netflix, überträgt der Regen ein Virus, das jeden Menschen innerhalb von Minuten tötet. Die 16-jährige Simone und ihr jüngerer Bruder Rasmus (Alba August und Lucas Lynggaard) bekommen in dem Bunker im Wald, in dem ihr Vater sie versteckt hat, kaum etwas davon mit. Der Vater ließ sie zurück, um ein Heilmittel zu suchen. Sechs Jahre warten sie schon auf seine Rückkehr. Erst als ihnen das Essen ausgeht, brechen sie auf - und treffen andere Hungrige. Wirklich stark macht The Rain die Kombination aus Dystopie und Coming-of-Age. In Rückblenden wird erzählt, wer Simone, Rasmus und ihre neuen Freunde vor der Katastrophe waren. Jetzt müssen sie herausfinden, wer sie sein wollen. Das gehört zum Erwachsenwerden, auch nach dem Weltuntergang. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Kathrin Hollmer.

Will & Grace (ProSieben)

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(Foto: Chris Haston© 2017 NBCUniversal Media, LLC)

Will & Grace war 1998 die erste US-Serie, die einen Schwulen in den Mittelpunkt stellte - eine Revolution. Im US-Wahlkampf 2016 trommelten die Serienmacher Max Mutchnick und David Kohan ihre vier Schauspieler zusammen und holten die alte Wohnzimmer-Kulisse aus dem Lager, um mit einem Youtube-Video ein Zeichen gegen Trump zu setzen. Der Clip sorgte für so viel Begeisterung, dass der einst verantwortliche Sender NBC eine neue Staffel bestellte. Tatsächlich spielen politische Themen in den sechzehn neuen Folgen nun eine deutlich größere Rolle als früher. Um den Präsidenten kommt auch Will & Grace nicht herum: Gleich in der ersten Folge hadert Grace mit dem Auftrag, das Oval Office neu einzurichten, den ihr Trump-Freundin Karen zugeschustert hat. In weiteren Folgen geht es unter anderem um aktuelle Themen wie Umerziehungslager für homosexuelle Jugendliche oder Konditoren, die sich aus ideologischen Gründen weigern, bestimmte Kuchen zu backen. In den USA ist die Wiederbelebung von Will & Grace ein voller Erfolg: Eine zehnte und eine elfte Staffel sind schon in Auftrag gegeben. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Patrick Heidmann.

You Are Wanted, Staffel 2 (Amazon)

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(Foto: Amazon Prime)

Drama, Sex und Gewalt: You Are Wanted ist in der zweiten Staffel nun endgültig die Boulevardzeitung unter den deutschen Fernsehserien. Hauptsache, alles ist möglichst krass. Damit wurde das Konzept zur zweiten Staffel, wieder inszeniert von Schweighöfer und Kameramann Bernhard Jasper, nur sehr vorsichtig nachjustiert. Die Serie sah und sieht super aus, hohe Kontraste und Einstellungen, denen man anmerkt, dass jemand länger darüber nachgedacht hat, wie man etwas gut in Szene setzen kann, lassen sie nicht wie aus den üblichen deutschen Fernsehwerkstätten wirken. Aber: Alle Intrigen und Affären, alle Verfolgungsjagden und Stunts führen hier zu nichts, sondern sind reiner Selbstzweck. Das ist das Prinzip von Alarm für Cobra 11. Die ganze Serie wirkt wie eine wahllose Aneinanderreihung dramatischer Szenen vor dem Hintergrund einer diffusen digitalen Bedrohung, die am Ende aber nur rechtfertigt, dass im Auto die Bremsen nicht mehr funktionieren und man einen Crash drehen kann. You Are Wanted versucht gar nicht erst, das FBI zu sein, sondern gibt sich gleich mit der Autobahnpolizei zufrieden. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Nicolas Freund.

False Flag (Fox)

4 / 5
(Foto: Keshet Broadcasting/Tender Productions/Fox)

Die erste Folge dieser auf einem echten Attentat im Jahr 2010 beruhenden Serie beginnt mit Eil-Nachrichten im Fernsehen: Fünf Israelis sollen in einem Luxushotel in Moskau den iranischen Außenminister gekidnappt haben - eingereist waren sie mit fremden Pässen. Fünf Israelis verfolgen diese Bilder nun fassungslos im Fernsehen, sie sehen ihre eigenen Passfotos; diese Pässe sollen die Attentäter benutzt haben. Aber die Fünf - unter ihnen ein Chemiker, eine Lehrerin, eine Braut am Vorabend der Hochzeit - beteuern, dass sie nicht wissen, wie ihnen geschieht. Es dauert nicht lang, und zwei Dinge geschehen: Auf der Straße in Israel kommen Leute plötzlich auf sie zu und gratulieren ihnen zu der tollkühnen Aktion, man habe ja gar nicht ahnen können, dass sich hinter dem braven Familienvater in Wahrheit so ein Teufelskerl verberge! Gleichzeitig rücken ihnen auch die israelischen Sicherheitsbehörden zu Leibe, auch sie interessieren sich sehr für ihr vermeintliches Doppelleben. Denn tatsächlich wissen auch sie anfangs nicht recht, was hier gespielt wird. Die fünf Leute, so viel wird deutlich, sind ausgenutzt worden (jedenfalls die meisten von ihnen). Die Frage, der nun False Flag in acht schnellen, facettenreichen, sehr unterhaltsamen Episoden nachgeht, lautet: von wem und warum? Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Ronen Steinke.

Patrick Melrose (Sky)

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(Foto: Die Verwendung ist nur bei redak)

Patrick Melrose basiert auf einer autobiografisch gefärbten Roman-Reihe des britischen Schriftstellers Edward St Aubyn. Melrose, Spross einer englischen Adelsfamilie, wird als Junge vom Vater missbraucht, verfällt später dem Heroin und kämpft Jahrzehnte darum, sich von den Dämonen seiner Kindheit zu befreien. Die Serie hat aus jedem der fünf Romane eine Folge gemacht, die Handlung reicht von den Sechzigern bis in die frühen Zweitausenderjahre und der deutsche Regisseur Edward Berger (Deutschland 83) hat jedem Teil eine ganz spezifische Atmosphäre gegeben. Im ersten sieht man Melrose zu, wie er zugedröhnt durchs New York der frühen Achtziger torkelt und versucht, die Asche seines Vaters abzuholen. Einiges erinnert an die Sherlock-Figur, die Cumberbatch berühmt gemacht hat: Beide sind überheblich, brillant (wobei Melrose die gewitztesten Sprüche für seine Selbstgespräche aufhebt) und dabei fast immer von ausgesuchter britischer Höflichkeit. Es fällt schwer, das alles mit anzusehen. Erträglich macht die Serie allein ihr sarkastischer Witz, der schon die Romane St Aubyns durchzog. Ob das nun ein selbstironischer Kommentar von Melroses Mutter ist oder eine Szene, in der ihr erwachsener Sohn in die falsche Beerdigungsparty platzt: Patrick Melrose gelingt das Kunststück, etwas Furchtbares furchtbar unterhaltsam darzustellen. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Luise Checchin.

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