Deutschlandfunk-Redakteur:Stärken des Radios nutzen

Deutschlandfunk-Redakteur: Stefan Koldehoff, 49, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Politikwissenschaft und arbeitete vor allem frei. 2001 wurde er Deutschlandfunk-Kulturredakteur. Er betreut @mediasres, das diesen Montag startet.

Stefan Koldehoff, 49, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Politikwissenschaft und arbeitete vor allem frei. 2001 wurde er Deutschlandfunk-Kulturredakteur. Er betreut @mediasres, das diesen Montag startet.

(Foto: oh)

Aus "Markt und Medien" wird "@mediasres", aus einem wöchentlichen ein werktägliches Format: Stefan Koldehoff erzählt, was die Hörer im neuen Medienmagazin des DLF erwartet.

Interview von David Denk

SZ: Herr Koldehoff, Sie sind nicht als Medienjournalist bekannt, sondern als Kunstmarktexperte. Haben Sie genug davon?

Stefan Koldehoff: Nein, überhaupt nicht. Aber nachdem ich mich 30 Jahre etwa mit van Gogh und Raubkunst beschäftigt habe, war es eine große und schöne Herausforderung, gefragt zu werden, ob ich ein neues Format zu einem gesellschaftlich so relevanten Thema entwickeln und betreuen möchte. Ich werde aber weiter Ausstellungen besuchen und über Fälschungen und Raubkunst berichten.

@mediasres beerbt Markt und Medien, wird aber fünf statt ein Mal wöchentlich ausgestrahlt - eine deutliche Aufwertung.

Es ist einfach an der Zeit, auch täglich in die Medienwelt zu schauen - zumal viele gar nicht mehr wissen, wie unser Geschäft funktioniert. Journalismus ist kein Facebook-Hobby, sondern Handwerk. Und es gibt tatsächlich Menschen, die denken, wir hätten ein rotes Telefon im Büro, über das die Kanzlerin ihre Anweisungen durchgibt. Wir werden also auch ein bisschen Sendung mit der Maus sein und versuchen zu erklären, wie wir alle arbeiten und warum Presse- und Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist. Wir wollen nicht nur ein Fachpublikum erreichen, sondern ausdrücklich auch medieninteressierte Laien.

Was wird sich ändern?

Wir können viel, viel aktueller reagieren und wollen das auch, um die Stärken des Hörfunks zu zeigen. Sollte Herr Trump morgen per Twitter alle US-Zeitungen verbieten, hätten wir das noch am selben Tag im Programm. Bis Markt und Medien samstags auf Sendung ging, waren viele Themen einfach schon wieder durch.

Was genau erwartet die Hörer?

Um erst mal zu sagen, was sie nicht erwartet: @mediasres wird keine Werbeveranstaltung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir müssen uns nicht rechtfertigen. Und wenn es gesellschaftlich bedeutsam ist, werden wir natürlich auch kritisch übers eigene Haus oder die ARD berichten. Neben den tagesaktuellen Themen ist an wiederkehrenden Elementen etwa geplant, dass wir mit "60 Sekunden für ..." Sendezeit an Menschen aus den Medien verschenken, "Drei Fragen an ..." stellen, mit Reporter ohne Grenzen in entlegene Weltregionen blicken und in Kooperation mit hoaxmap.org "Fake News" entkräften. Und wir werden investigativ tätig sein. Donnerstags dürfen vier Kolumnisten im Wechsel sagen, was sie wichtig finden. Und freitags diskutiert Andreas Stopp, der wie alle prägenden Mitarbeiter des Vorgängers weiter regelmäßig dabei sein wird, mit Hörern über wichtige Medienthemen.

Vernachlässigen Medien diesen Dialog?

In unserer Entscheidung für die interaktive Sendung steckt kein Vorwurf anderen gegenüber. Wir sind nun mal Radio und wollen dessen dialogische Möglichkeiten auch hörbar nutzen. Was uns aber schon auffällt, ist, dass etwa die Medienseiten bei Tageszeitungen eher zurückgefahren werden. Insofern ist @mediasres ein Statement für die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit unserer medial vermittelten Wirklichkeit.

@mediasres, Deutschlandfunk, 15.35 Uhr.

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