Natürlich ist in den vergangenen Tagen wieder ausführlich der "Showpraktikant" bemüht worden, jene Berufsbezeichnung also, die Stefan Raab seinem damals brandneuen Sidekick Elton zudachte, als der im Februar 2001 erstmals bei TV total auftrat. Elton, der eigentlich Alexander Duszat heißt, lief zumindest in der medialen Öffentlichkeit noch unter diesem Titel, als er längst auch eigene Sendungen moderierte, auch in der öffentlich-rechtlichen ARD.
An diesem Samstag nun übernimmt Elton, der ewige Praktikant, die Sendung Schlag den Raab, eines der erfolgreichsten Formate, die Pro Sieben in den vergangenen Jahrzehnten so hervorgebracht hat. Elton aber, im Unterschied zum vom Ehrgeiz zerfressenen Raab, tritt nicht selbst gegen die Kandidaten an, er moderiert die Sendung bloß. Es messen sich diesmal Schauspieler Henning Baum und Olympiasieger Matthias Steiner.
Trotzdem ist das Raab-Erbe eines der undankbarsten im deutschen Fernsehen - wie soll man einen ersetzen, der alles immer am besten kann und dem die Menschen beim Bessersein und Besserwissen auch noch erstaunlich gerne zusehen? "Durchbruch oder Schiffbruch?" betitelte ein wortspielfreudiger Mediendienst seine Geschichte über den nun in die erste Reihe beförderten Nebendarsteller.
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TV-Star: Dieter Bohlen, 62. Wo tritt er auf? Bei RTL, wo Superstars und Supertalente zu Hause sind. Warum ist er unersetzlich? "Poptitanen" sind rar gesät. Und noch seltener sind solche, die nicht nur mit irgendwie immer gleich klingenden Horror-Ohrwürmern viel Geld verdient haben, sondern auch das seltene Talent besitzen, Möchtegern-Musikanten mit wenigen Worten größtmöglich zu demoralisieren. Wann wird es ernst? Der Mann mit dem Lebensmotto "Haste Kohle, haste Auto, haste Frauen" hält sich wacker, auch wenn die Quoten seiner beiden Castingshows stetig schlechter werden. RTL ohne Bohlen ist trotzdem kaum vorstellbar. Ernst wird es wohl erst, wenn sich der Wahlmallorquiner nicht mehr eigenfüßig zum Klavier schleppen kann. Wer soll da folgen? Auf den Titan kann eigentlich nur eine Titanin folgen: Helene Fischer! Nur an der zielgruppengerechten Kandidatendemoralisierung muss Fischer noch ein wenig arbeiten.
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TV-Star: Andrea Kiewel, 50. Wo tritt sie auf? Im ZDF-Fernsehgarten, einer der irrsten Veranstaltungen des öffentlich-rechtlichen Betriebs: Horden von Senioren, Mittdreißigern und Familien in wetterfester Kleidung wippen immer sommersonntags neben Blumenbeet und Swimmingpool im Schlagertakt. Warum ist sie unersetzlich? Dass die Kiwi keiner ersetzen kann, ist keine bloße Theorie. Ende 2007 musste die Moderatorin einräumen, dass sie sich ihren Enthusiasmus für die Abnehmfirma Weight Watchers von dieser hatte bezahlen lassen. Das ZDF trennte sich von seinem Garten-Star - und holte die Kiwi ein Jahr später zurück. Die Quoten waren eingebrochen, der Nachfolger konnte es nicht so gut wie sie. Von einer "zweiten Chance" sprach der Intendant. Wann wird es ernst? 2030 wird Andrea Kiewel 65; Frührente: unwahrscheinlich. Wer soll da folgen? Die Kiwi sagte mal, sie glaube, dass der Fernsehgarten für sie erfunden wurde; ein Nachfolger wurde nicht miterfunden.
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TV-Star: Claus Kleber, 60. Wo tritt er auf? In den unendlichen Weiten jenes Raumschiffs, das sich das "ZDF Nachrichtenstudio" nennt. In den moderationsfreien Wochen ist er als Reporter den ganz großen Themen auf der Spur. Warum ist er unersetzlich? Wo andere Nachrichtenmoderatoren bloß Anchormen sind, ist Claus Kleber der Stahlbeton-Klotz im Hafenbecken, weil er nicht nur viel weiß, sondern offenbar auch ein Mensch ist. Wenn er im heute journal vor Rührung über die Güte der Welt ein Tränchen verdrückt, legen Kritiker ihm das als mangelnde Professionalität aus - die Zuschauer (ja, auch Männer) mögen ihn gerade deswegen und sehen ihm dafür selbst unlustige ZDF-Promofilmchen nach. Wer braucht schon Humor, wenn er Herz hat? Wann wird es ernst? Mit etwas Glück nicht mehr in diesem Jahrzehnt, wahrscheinlich aber im nächsten. Wer soll da folgen? n-tv-Mann Constantin Schreiber, wenn er äußerlich noch etwas herangereift ist.
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TV-Star: Günther Jauch, 59. Wo tritt er auf? Wer wird Millionär?, schon mehr als 1200-mal bei RTL. Warum ist er unersetzlich? Moderierte WWM früher bis zu viermal pro Woche, dazu Talkmaster und Sportreporter: Jauch ist die Allzweckwaffe für alle Formate privater wie öffentlicher Sender. Er kann Fußballspiele sogar moderieren, wenn niemand auf dem Platz ist. Würde Jauch den Ostersegen auf dem Petersplatz moderieren, gäbe es anschließend nur noch eine Religion. Er ist der Chuck Norris des Fernsehens: DER Moderator, so wie VW früher mal DAS Auto war. Wann wird es ernst? Für Günther Jauch wird es nie ernst, höchstens fürs Fernsehen, wenn es Jauch gefällt, dass es ihm nicht mehr gefällt. Wer soll da folgen? Nur Chuck Norris, der einzige Mann, der ein Happy Meal zum Weinen bringt, der seine Schuhe mit den Füßen bindet, der die unendlichen Zahlen zu Ende gezählt hat, der über Wasser laufen und eine Drehtür zuschlagen kann.
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TV-Star: Sonja Zietlow, 47. Wo tritt sie auf? In Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!, vulgo: Dschungelcamp, vulgär: Dschungelscheiß. Warum ist sie unersetzlich? Wer im Fernsehgeschäft unersetzlich werden will, sollte seinen Namen einfach in den Titel der betreffenden Sendung heben. Sonja hieß etwa eine Talkshow auf Sat 1, die von 1997 an lief und nach drei Jahren zu Ende ging mit Sonjas Abschiedsshow. Niemand - außer vielleicht noch Frau Kirchberger - konnte die Moderatorin ersetzen, eine ganz neue Show musste her (Britt Hagedorn mit Britt). Später machte die ehemalige Pilotin bei RTL eine Dauerfeuerwerbesendung für die Bundeswehr mit dem Namen Sonja wird eingezogen. Dass Sonja Zietlow nun schon seit zwölf Jahren eine Sendung moderiert, die weder Sonja noch Zietlow heißt, dürfte Beweis genug sein, dass die Frau da hingehört. Wann wird es ernst? Bei einer Ehekrise. Ihr Mann schreibt bekanntlich ihre Gags. Wer soll da folgen? Britt Hagedorn.
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Da wird die Untergangsfantasie mancher TV-Beobachter schon angedeutet, denn Fernsehnachfolge ist in Deutschland ein heikles Thema seit dem beeindruckenden, ja, Schiffbruch des Thomas-Gottschalk-Nachfolgers Markus Lanz. Der wurde nicht nur als Moderator wieder abgesägt, er sägte gleich die ganze Sendung ab. Das Ende von Wetten, dass . .? wäre möglicherweise ohnehin irgendwann gekommen, nichts ist für die Ewigkeit. So aber bleibt das Aus von Deutschlands größter Fernsehshow für immer die Geschichte einer gescheiterten Nachfolgeregelung.