Deutscher Comedy-Preis:Gar nicht lustig

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Der Verwandlungskünstler Max Giermann versagte als neuer Moderator und tröstete über seine Mangelleistung nur mit ein paar netten Einspielern hinweg. (Foto: Sascha Steinbach/Getty Images)

Die Privatsender, vor allem RTL, verlieren ihr Witzigkeits-Monopol an die Öffentlich-Rechtlichen. Neun von zwölf Preisen gehen an Produktionen oder Protagonisten von ARD und ZDF. Die Unwucht tut der Verleihung nicht gut.

Von Hans Hoff

Wenn der Comedypreis bei RTL überleben will, sollte er sich gut überlegen, ob er weitermacht wie in diesem Jahr. Da wirkt die Preisbilanz nämlich wie eine heftige Schlappe für den Sender, der die Show zeigt (Samstag, 22.15 Uhr) und lange Zeit als Comedy-Monopolist galt, sich in diesem Jahr aber öffentlich-rechtlichen Spaßangeboten geschlagen geben muss. Gerade mal drei von zwölf Preisen gingen bei der Verleihungsgala an Privatsender-Produktionen oder -Protagonisten. Den ganzen Rest heimsten ARD und ZDF ein.

Dass solch ein Ungleichgewicht einer Veranstaltung auf Dauer nicht gut bekommt, hat kürzlich erst der deutsche Fernsehpreis gezeigt. Der wird nicht mehr im Fernsehen übertragen, weil in der Regel 90 Prozent der Auszeichnungen an Produktionen von ARD und ZDF gingen und die Privatsender als Mitfinanziers der teuren Veranstaltung nicht länger hinnehmen mochten, für ihr gutes Geld eine eher ärmliche Figur auf dem Sender zu machen.

Dass es zu der Verschiebung kommen konnte, hat vor allem damit zu tun, dass die Öffentlich-Rechtlichen in der jüngsten Vergangenheit vermehrt Protagonisten an sich gebunden haben, die teilweise von der Privatfernsehkonkurrenz groß gemacht wurden. So sind Carolin Kebekus (beste Komikerin, beste Comedyshow für Pussy Terror) und Dieter Nuhr (Komiker) vornehmlich in der ARD und nur noch in Ausnahmen bei RTL zu sehen. Aber selbst das erklärt den überwältigenden Misserfolg der Privaten nicht in Gänze. Auf breiter Front haben die Öffentlich-Rechtlichen Boden gutgemacht, was die Preise für Der Tatortreiniger (Comedyserie), Familie Braun (Innovation), Extra 3 (Satire Show) und Sketch History (Sketch Show) belegen. Es wird eindeutig mehr Gebührengeld in professionellen Quatsch investiert.

Manchmal kommen dann auch noch verspätet Preise rein. So darf sich das ARD-Format Night Wash (Stand-Up-Show) nach 15 langen Jahren erstmals über einen Comedypreis freuen, und der Sonderpreis für Zimmer frei erreicht die WDR-Produktion gar erst nach der Absetzung. Ehre der Privaten retten die Veteranen Mario Barth (erfolgreichste Live-Show) und Atze Schröder (TV-Soloprogramm). Zudem geht der Nachwuchspreis an den bislang ebenfalls vornehmlich aus Privat-TV-Gefilden bekannten Chris Tall.

Möglicherweise hat das traurige Ergebnis den Elan des übertragenden Senders schon jetzt gelähmt, denn die Zeremonie im Kölner Coloneum geriet am Dienstag zu einer der zähesten und langweiligsten der letzten Jahre. Der Verwandlungskünstler Max Giermann versagte als neuer Moderator und tröstete über seine Mangelleistung nur mit ein paar netten Einspielern hinweg. Es wirkt immer mehr so, als sei der Comedypreis den Ausrichtern so egal wie nie zuvor. So vollkommen egal, dass sie darüber glatt das öffentliche Spaßhaben vergessen.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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