Der Schauspieler Alexander Held:Der Kommissar, der aus dem Keller kam

München Mord

Die Abteilung für "ungelöste Fälle": Schaller (Alexander Held, vorne), Flierl (Bernadette Heerwagen) und Neuhauser (Marcus Mittermeier).

(Foto: ZDF)

Der Fundus deutscher Fernsehkommissare ist groß. Alexander Helds Kommissar Schaller aus der ZDF-Reihe "München Mord" ist darin ein hübsches Einzelstück.

Von Katharina Riehl

Als der Schauspieler Alexander Held und der Kommissar Ludwig Schaller zum ersten Mal im Fernsehen zusammenfanden, hat der Schauspieler über seinen Kommissar in einem Interview folgenden sehr schönen Satz gesagt: "Auf Kommissar Schaller muss man ja aufpassen."

Da ist was dran, denn dieser Schaller aus der ZDF-Krimireihe München Mord ist im wirklich sehr großen Fundus der deutschen Fernsehkommissare ein hübsches, zerbrechliches Einzelstück, ein Gelbwurst-essender Kellerbewohner, ein Querulant im Columbo-Mantel. Als man ihm die Rolle anbot, sagt Alexander Held, habe er "keine Sekunde gezögert".

Das ZDF will Tatort spielen

Die Reihe München Mord ist Teil jener großen Krimi-Offensive, mit der das ZDF seit etwa zwei Jahren samstagabends ein bisschen Tatort spielen möchte (und natürlich vor allem Tatort-Quoten haben möchte); Anna Loos spielt auf dem Sendeplatz seitdem die Kommissarin Helen Dorn, Lisa Wagner ist Kommissarin Heller und in München ermittelt die Abteilung für "ungelöste Fälle", nach einem Jahr Pause, nun zum dritten Mal.

Die drei Ermittler Ludwig Schaller, Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) und Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) sind die drei Irren, mit denen keiner zusammenarbeiten will, und die man deshalb mit vielen alten Akten in einem Kellerraum zusammensperrt.

"Eine sehr besondere Rolle"

Das klingt noch nicht nach einer so umwerfend verrückten Idee, dass daraus automatisch ein guter Krimi werden müsste. Dass München Mord eine erwähnenswert charmante TV-Reihe ist, das hat viel mit Alexander Held zu tun. Fragt man ihn, warum er der 100. deutsche TV-Kommissar werden wollte, sagt er: "Es ist ja nicht der 100. Kommissar. Es ist eine sehr besondere Rolle, ohne nur gewollt skurril zu sein."

Alexander Held, 1958 in München geboren, ist einer dieser Schauspieler, die ganz großartig sind und es trotzdem nie über eine gewisse Wahrnehmungsschwelle schaffen. Die, wie Alexander Held, in manchen Jahren ein Dutzend Mal im Fernsehen auftauchen; die tolle Filme machen, wie Alexander Held, der zum Beispiel in Sophie Scholl - Die letzten Tage ihren Verhörer Robert Mohr spielte; und die, wie Alexander Held, trotzdem von sich sagen: "Ich habe ja mit Ruhm nicht viel zu tun." Es verrät einiges über den deutschen Fernsehbetrieb, dass ein bisschen Ruhm jetzt mit einer Krimireihe kommen könnte.

Verbrecher in Anzügen

Alexander Held ist viele Jahre Theaterschauspieler gewesen, er hat die Otto-Falckenberg-Schule besucht, danach an den Kammerspielen gearbeitet, später auch beim Staatsschauspiel Hannover und der Freien Bühne in Berlin. Dann, Mitte der Neunzigerjahre, kamen die ersten Fernsehangebote, irgendwann entschied er sich ganz für die Kamera - und gegen die Bühne.

Er sagt: "Mich schreckten die sogenannten Theaterbeamten, denen egal war, was sie spielten. Und noch mehr diejenigen, die froh waren, wenn sie möglichst wenig spielten. Ich hatte die Sorge, verschluckt zu werden, nur noch zu funktionieren."

Der Film gewann ein ganzes Regalbrett voll Preise

Er hat dann im Grunde den klassischen Werdegang eines deutschen Schauspielers gemacht, vom Nazi zum TV-Kommissar, und er hat in den vergangenen Jahren ein paar Rollen gespielt, die länger in Erinnerung bleiben werden. Im Oktober 2014 war er der Erzähler in dem völlig irren Tatort "Im Schmerz geboren", was ja an sich schon eine zumindest außergewöhnliche Rolle ist, weil der Tatort ja allermeistens ohne einen Erzähler auskommt.

Alexander Held sagt, beim Lesen des Drehbuchs sei ihm sofort klar gewesen, dass das etwas ganz Besonderes ist. "Und kommt gleich die Nervosität und die Frage: Kann ich das?" Er konnte, und der Film gewann ein ganzes Regalbrett voll Preise.

So aufsehenerregend wie jener Tatort ist die ZDF-Reihe München Mord natürlich nicht, und an dieser Stelle soll ehrlicherweise auch erwähnt sein, dass der an diesem Samstag gezeigte Fall nicht der bisher beste ist. Schaller, Flierl und Neuhauser ermitteln im Diplomatenmilieu, das halt ein bisschen sehr so aussieht wie sich der obrigkeitsskeptische Normalbürger so ein Diplomatenmilieu offenbar vorstellen soll: alles Verbrecher in Anzügen.

Nur Kommissar Schaller, hübsche Szene, sitzt plötzlich nackt in einem Koffer. Glücklicherweise hat auf ihn mal wieder keiner aufgepasst.

München Mord, ZDF, Samstag, 20.15 Uhr.

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