"Das Millionen Rennen" im Ersten:Liz Taylor, flieg!

Das Millionen Rennen ARD

Noch lange keine Versager, auch wenn sie keine Gewinnertypen sind: Axel Prahl und Peter Lohmeyer in Das Millionen Rennen.

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Mit der Redlichkeit ist das so eine Sache: Der Film "Das Millionen Rennen" führt zwei Typen vor, die erst ein wenig suchen und wühlen müssen, um ihr goldenes Herz zu entdecken. Mit dabei: zwei Taubendamen namens Liz Taylor.

Von Stefan Fischer

Du kannst es schaffen, wenn du nur fleißig genug bist. Das ist das Mantra des amerikanischen Traums. Du kannst es schaffen, wenn du nur ein goldenes Herz hast. Das ist das Mantra des deutschen Traums - jedenfalls, wie er in der Para-Realität des Fernsehens hierzulande allenthalben vorgelebt wird.

Aber mit der Redlichkeit ist das so eine Sache. Weil sich eben doch erst einmal der Eindruck aufdrängt, dass man auf einem anderen Weg weiter kommt: Wenn man die Ellenbogen ein bisschen ausfährt oder etwas weniger Aufwand betreibt. Der Regisseur Christoph Schnee und der Autor Benjamin Hessler führen in Das Millionen Rennen zwei Typen vor (und dazu auch noch zwei Nebenfiguren), die allesamt erst ein wenig suchen und wühlen müssen, um ihr goldenes Herz zu entdecken.

Zu Anfang lotst der Film einen in die enge Welt des Mathias Wengeler: verheiratet, eine Tochter an der Schwelle zur Volljährigkeit, ein nicht zu ihm passender Job in einem Callcenter. Aber der alte Job, als Schweißer, existiert eben nicht mehr. Und dann die Taubenzucht - die Falknerei des kleinen Mannes. Es gärt bei Wengelers, da sind finanzielle Bedrängnisse; und da ist, was die Tochter "Flugscheiße" nennt, und was die Frau irgendwann auf die Losung komprimiert: Entweder ich oder die Tauben! Mathias aber glaubt in allen Lebenslagen an ein Sowohl-als-auch. Dass man also in einem Callcenter arbeiten kann, ohne fragwürdige Geschäftsabschlüsse zu machen. Dass man seine Tauben weggeben kann, ohne sich ganz von ihnen zu trennen. Dass man seine Frau behalten kann, obwohl man sie ständig austrickst.

Axel Prahl ist eine ideale Besetzung für diese Rolle. Weil er die Schluffigkeit und das Duckmäusertum dieser Figur spielen kann, ohne sie um ihre Glaubhaftigkeit gebracht zu haben, wenn dieser Wengeler dann doch endlich mit dem Lavieren aufhört. Die zweite präzise Besetzung - davon zehrt Das Millionen Rennen maßgeblich - ist die Peter Lohmeyers als Ronald Kowallek. Auch bei ihm stimmt die Attitüde. Die beiden Männer sind Nachbarn seit Kindertagen; nur war Ronald länger weg, er wurde in der Fremde zu Ronny. "Katar", raunt er, "Finanzbranche", als Mathias ihn fragt nach seinem Leben. Gewiss keiner, der am ganz großen Rad gedreht hat, so viel ist klar. Aber auch keiner, der nur aufschneidet. Kowallek strahlt immer gerade so viel Arroganz aus, wie er sich maximal leisten kann.

Sympathisch an diesen beiden Kerlen ist: Nur weil sie keine Gewinnertypen sind, macht sie das noch lange nicht zu Versagern. Mit dem Rücken zur Wand stoßen sich die beiden Freund-Feinde nach vorne ab, machen sich mit zwei Tauben namens Liz Taylor - alle seine männlichen Tiere nennt Wengeler Richard Burton - auf den Weg nach Südafrika, zu einem Taubenrennen mit irrwitzig hohem Preisgeld. Und in Südafrika ist noch jeder Traum einer deutschen Fernsehfigur wahr geworden. Nicht jeder davon lässt sich mit einer Geldsumme beziffern. Auch in Das Millionen Rennen nicht.

Das Millionen Rennen, ARD, 20.15 Uhr.

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