Dänische Serie bei Arte:Ums Leben kochen

In "Helden am Herd" kommen zwei Freunde notgedrungen auf die Idee eines eigenen Restaurants zurück. Sie brauchen Geld, um Schulden zu begleichen. Zunächst weckt der Plan böse Erinnerungen, doch dann bricht die alte Leidenschaft durch.

Von Maike Müller

Halbherzig und semilegal schleppen sich zwei Männer durchs Leben. Die beiden hatten mal einen Traum. Der zerplatzte als Rie, ihre Mitträumerin, bei einem Unfall ums Leben kam. Hinterlassen hat sie zwei lebensmüde Männer, einen plötzlich verstummten Sohn und verworfene Pläne für ein gemeinsames Restaurant. Ein Traum, den die übrig gebliebenen Helden am Herd aber doch noch verwirklichen werden. Auch ohne Rie. Ob sie wollen oder nicht.

Dänische Serien haben in den letzten Jahren immer wieder europaweite Erfolge gefeiert. Die verlässliche Mischung aus nordischer Skurrilität und düsterem Gegenwartskommentar brachte Produktionen wie Borgen oder Kommissarin Lund große Anerkennung. Helden am Herd, 2014 in Dänemark gestartet, wird nun bei Arte gezeigt. Während für das Original bereits Staffel drei in Planung ist, wurde das amerikanische Remake Feed the Beast nach nur einer Staffel wieder abgesetzt - trotz Friends-Darsteller David Schwimmer in einer der Hauptrollen. Dabei passt der Traum vom Restaurant doch eigentlich so gut zum American Dream. Aber die Quoten waren einfach nicht gut genug.

Thomas (Martin Buch), arbeitsloser Sommelier und Ehemann der Verstorbenen, ist dem Alkohol verfallen und bangt um das Sorgerecht für Sohn Niklas. Der drogensüchtige Koch Dion (Esben Dalgaard Andersen) darbt im Gefängnis. Die Lethargie ist vorbei, als er vorzeitig entlassen wird: Alte Schulden bei einer Art Mafia-Boss, der "Zahnfee", wollen beglichen werden, sonst droht der Tod. Ohne finanzielle Mittel müssen er und sein bester Freund Thomas in kürzester Zeit ein stilvolles Gourmetrestaurant aus dem Boden stampfen und profitabel machen.

Das ist der erzählerische Kniff von Helden am Herd, der Raum für schöpfkellenweise servierten schwarzen Humor schafft: Anstatt ihren Traum aus freien Stücken zu verwirklichen, wie in Kino und Fernsehen als Topos üblich, werden Thomas und Dion von den Umständen dazu gezwungen. Entsprechend unmotiviert sind sie zunächst. Doch als ihre alte Leidenschaft durchbricht, beginnen sie ihren Post-Traum-Traum zu verwirklichen. Eine Hackfleischrestaurantkette, wie sie Thomas' Vater als Investor vorschwebt? Bloß nicht! Die Männer kämpfen dafür, dass das Restaurant so aussieht, wie sie es wollen. Geld verdienen ist die Hauptsache - aber eben auch längst nicht alles. Und wer braucht schon noch Alkohol und Drogen, wenn er einen Traum hat?

Doch im Detail ist die Serie zum Glück überraschender. Wer hätte gedacht, dass Thomas die neue, quirlige Restaurantmanagerin in der Trauergruppe aufgabelt oder Dion plötzlich doch auf Hackfleisch abfährt? Auf positive Entdeckungen folgen jedoch dreimal so viele neue Probleme - auch miteinander. Thomas und Dion leiden aneinander vorbei. Angesichts der Schwangerschaft der neuen Managerin und Niklas' labiler Psyche rückt das Restaurant zwischenzeitlich in den Hintergrund. Aber ganz vergessen wird der Traum nie.

Helden am Herd, Arte, 20.15 Uhr.

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