Christliches Männermagazin "Movo":Ganz ohne Brüste

Männermagazin "Movo"

Erscheint ab jetzt vierteljährlich: Männermagazin Movo.

(Foto: SCM Bundes-Verlag)

Ehrlich, ermutigend, biblisch orientiert: Das christliche Männermagazin "Movo" will eine Nische am Markt besetzen und das vermeintlich starke Geschlecht auch in schwachen Momenten abbilden. Um Sex geht es aber natürlich ebenfalls.

Von Matthias Kohlmaier

Hübsche Frauen, leicht bekleidet und großformatig, dazu wagemutige Abenteurer, Sport, Alkohol, Fleisch, Zigarren und Luxusuhren - das macht so ungefähr die Mischung der meisten Männermagazine aus. Probleme? Gar Glaube oder Religion? Keine verkaufstauglichen Themen. Eine Nische im vollgestopften Magazin-Markt, die der kleine SCM Bundes-Verlag besetzen möchte. Mit Ausgabe eins der Movo ist seit vergangenen Freitag ein neues christliches Männermagazin in Deutschland auf dem Markt.

Hochglänzend ist das Heft nicht, aber beim ersten Blick auf das Cover kaum von einem gewöhnlichen Männermagazin zu unterscheiden. Im Bild ein dreitagebärtiger, blauäugiger Jüngling, dazu die angepriesene Themen wie: "Mit dem Rennrad über die Alpen: Ausgebremst auf der Zielgeraden", "Wie Sex richtig gut wird" oder "Wenn der Chef nervt ... 10 Tipps zum Überleben". So weit, so typisch, aber ein weiteres Titelthema zeigt, dass hier keine verkappte Ausgabe von Men's Health vorliegt.

Langweiliger Jesus

"Gott will echte Kerle!" steht da in Versalien. Im zugehörigen Text, der im Heft Aufmacher der Rubrik "Glauben" ist, bemängelt ein Schweizer Pastor: "Leider glauben noch zu viele Männer an den gesellschaftlich korrekten, angepassten, langweiligen Jesus." Ein ungewöhnliches Thema für ein Männermagazin, im Endeffekt aber gibt der Text nur den auch im Heft formulierten Leitfaden der Movo vor: "ehrlich, ermutigend, auf Augenhöhe geschrieben, biblisch orientiert und persönliche Glaubensfragen spiegelnd".

"Wir wollen niemandem etwas überstülpen, die Leser sollen sich einfach selbst eine Meinung bilden", sagt Chefredakteur Rüdiger Jope. Movo wolle niemanden missionieren, richte sich aber an "Leute, die ein wenig offen sind" für Fragen des Glaubens. Das gilt auch für die Schreiber. "Wir dürfen die Scheuklappen nicht zumachen und es gibt für unsere Autoren natürlich keine Gesinnungsprüfung", sagt Jope.

Tatsächlich fließen in Ausgabe eins die Männerthemen, orientiert an christlichen Werten, schön dahin: Männer im Job, Männer in Beziehungen, Männer in ihrer Freizeit. Movo ist kein Printprodukt gewordenes Bibel TV, es ist ein Heft für Männer. Der große Unterschied zu Mitbewerbern: Die Protagonisten werden in Movo auch schwach, nachdenklich, verletzlich gezeigt. Da ist der Vater, der von seiner toten Tochter erzählt, der Ehemann, der über das Bemühen um ein besseres Sexualleben mit seiner Frau schreibt.

Für den normalen Mann

Viele Angehörige der Zielgruppe mögen das im ersten Moment weichgespült finden, die Ausrichtung ist aber angenehm klischeefrei. "Alle Liebe, die es in mir gibt", schreibt der Vater über den Moment, als er seine totgeborene Tochter im Arm hielt, "konzentriert sich auf meine Tochter. In den Momenten bin ich ihr am nächsten." Es ist ein wundervoller Text, in dem ein Mann seine ganze Ohnmacht, seinen ganzen Schmerz aufschreibt. Es ist ein Text, wie er sich wohl in keinem anderen Männermagazin findet.

Ein Heft für den normalen Mann wolle er machen, erklärt Chefredakteur Jope, auch die nicht so schönen Seiten des Lebens abbilden. Das gelingt, dazu hat Jope die Movo in ein übersichtliches und unaufdringliches Layout gefasst. Schade sind die vielen übersehenen Rechtschreib- und Interpunktionsfehler, vielleicht dem Umstand geschuldet, dass Jope das Heft mit nur einem weiteren Mitarbeiter bestreitet.

8000 Ausgaben müsse man von dem künftig vierteljährlich erscheinenden Magazin verkaufen, sagt Jope, um es am Markt halten zu können. Eine verkaufsfördernde Methode anderer Männerhefte wird dabei auch in Zukunft keine Rolle spielen, sagt der Chefredakteur: "Bei uns werden Sie keine nackten Frauen sehen." Um Sex geht es freilich trotzdem, wenn auch der Text darüber so endet: "(...) Sexualität ist eine der vielen genialen Ideen Gottes, die aber unsere Sorgfalt und Achtung braucht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: