"Camp 14 - Total Control Zone" auf Arte:Einblick in Nordkoreas Willkür

Camp 14 - Total Control Zone: In der Hölle Nordkoreas; "Camp 14 - Total Control Zone"

Shin Dong Hyuk in der Arte-Dokumentation Camp 14 - Total Control Zone.

(Foto: WDR / © Engstfeld Film)

Er wurde in einem nordkoreanischen Straflager geboren und musste bei den Hinrichtungen seiner Mutter und seines Bruders zusehen. Nun zeigt Arte mit "Camp 14 - Total Control Zone" eine eindrucksvolle Dokumentation über das Leben von Shin Dong Hyuk.

Von Christoph Giesen

Das größte Gefängnis der Welt beginnt gleich hinter der chinesischen Grenze: Nordkorea. Der Kim-Clan regiert hier seit drei Generationen. Millionen Nordkoreaner hungern seit Jahren, das ist der Alltag in diesem Land. Doch wenn das Leben für die normale Bevölkerung schon so schrecklich ist, wie sieht es dann erst in den Gefängnissen aus? 200 000 Häftlinge hausen in Nordkoreas Lagern, schätzt die Regierung Südkoreas. Shin Dong Hyuk war einer davon. Er ist in den Achtzigerjahren in einem Arbeitslager geboren worden. Seine Eltern waren beide Häftlinge. Seine Welt war das Lager, dort ging er zur Schule, jeden Tag aß er Maisbrei, nie gab es etwas anderes. "Für mich war klar, dass ich bis zum Lebensende im Lager bleibe würde", sagt er. Wie es außerhalb des Lagers, jenseits des elektrisch geladenen Zauns aussieht, das wusste er lange nicht.

Es gab nur Erzählungen. Im Lager lernte er einen Mann kennen, der in der Hauptstadt Pjöngjang gelebt hatte. Er berichtete ihm vom Leben in Nordkorea, ja selbst von einer Dienstreise nach China. Shin hörte zu und begann zu träumen: Sich einmal mit Reis satt essen, einmal gekochtes Fleisch, vielleicht einen Hähnchenschenkel.

Am 2. Januar 2005 gelang ihm die Flucht, sein Freund starb im elektrischen Zaun, Shin krabbelte über den leblosen Körper und gelang in die Freiheit. War das nun das Paradies? Auf den Straßen trugen die Menschen bunte Kleidung, niemand musste ständig die Uniformierten grüßen. Shin war in Nordkorea und doch in einer anderen Welt. Um zu überleben, stahl er Essen und Kleidung. Geld hatte er nie kennengelernt. Über China gelangte er ein paar Jahre später nach Südkorea. Seitdem erzählt er seine Geschichte.

Anfang 2012 erschien Shins Biografie, geschrieben hat sie ein ehemaliger Reporter der Washington Post. Das Buch wurde ein Welterfolg. Dem Journalisten beichtete Shin ein Detail aus seinem Leben, das er lange verschwiegen hatte: Er war 14 Jahre alt, als er seinen Bruder und die Mutter verriet. Einem Lehrer erzählte er damals, er habe belauscht, wie die beiden ihre Flucht geplant hätten. Er musste die Hinrichtung ansehen. Die Mutter wurde erhängt, der Bruder erschossen.

"Ich empfand nichts dabei, da mir mein ganzes Leben das Konzept einer Familie völlig fremd gewesen war", sagt Shin im Film Camp 14. Er wurde in den Wochen nach Erscheinen der Biografie auf deren Basis gedreht. Es ist ein eindrucksvolles Dokument geworden über die Willkür in Nordkorea. Die Stärke des Films ist, dass es den Machern gelungen ist, zwei geflohene Geheimdienstler vor die Kamera zu bekommen: "Der Lebenswille der Häftlinge ist im Lager sogar noch stärker", sagt ein ehemaliger Lagerkommandant. "Sie wollen um jeden Preis überleben. Mit der Drohung, sie umzubringen, hält man sie perfekt unter Kontrolle."

Camp 14 - Total Control Zone, Arte, 20.15 Uhr.

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