"Call for Podcast":Nachhörbedarf

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Illustration: Alper Özer

Mit einem Wettbewerb wirbt der BR um junge Podcast-Autoren wie -Konsumenten: Von Dienstag an kann man sich überzeugen, ob die produzierten Pilotfolgen auch eine ganze Serie tragen würden. Der Sender investiert damit in die eigene Zukunft.

Von Stefan Fischer

Es gibt viel zu erzählen: Im Oktober hat der Bayerische Rundfunk einen "Call for Podcast" gestartet - einen Aufruf also, Ideen für eine Podcast-Serie einzureichen. Aus satten 600 Vorschlägen hat eine 51-köpfige, mehrheitlich senderunabhängige Jury Anfang des Jahres zehn Projekte ausgewählt. Die Sieger bekamen ein Budget von jeweils 1000 Euro, um eine Pilotfolge aufzunehmen. Diese Piloten sind nun fertig, von Dienstag an sind sie auf callforpodcast.de sowie über Spotify zu hören. Dann muss sich zeigen, ob die Geschichten tatsächlich das Potenzial haben, eine ganze Serie zu tragen. Und die Jury wird bis Ende März abermals eine Auswahl treffen: Die drei besten Pilotfolgen werden mit noch einmal je 1000 Euro prämiert - und ihre Macher erhalten ein Angebot vom BR zur Produktion einer ganzen Podcast-Staffel.

Der BR investiert damit in die eigene Zukunft. Junge Hörer suchen vermehrt bei Streamingdiensten nach Musik, aber auch nach Audio-Geschichten - und nicht mehr im klassischen UKW-Radio. Also muss der Hörfunk dort präsent sein. Das gelingt ihm weitaus besser als dem Fernsehen. Im Film- und Serienbereich haben sich die Streamingdienste nahezu komplett entkoppelt von den Sendern. Das Radio indessen ist der wichtigste deutsche Podcast-Produzent und führt mit Hörspielen, Features, Reportagen und Comedys regelmäßig die Download-Hitlisten an - erreicht so also auch ein junges Publikum. Nur sind die Formate nicht durchweg jugendaffin.

Podcast-Serien indessen adaptieren die Sehgewohnheiten eines jüngeren Publikums fürs Hören, indem sie Geschichten in kürzeren, spannenden Folgen, dafür über eine längere Distanz hinweg erzählen. Vor allem der NDR hat bereits einige True-Crime-Serien produziert. Der BR möchte nun seine Möglichkeiten als Produzent mit der Kreativität von Nachwuchstalenten kombinieren. In der Auswahl sind unter anderem: die Suche nach einem Mann für Mutti, ein Podcast über die German Angst und einer übers Aufwachsen im Osten der Republik von zwei Autoren mit Migrationshintergrund, außerdem ein Diskurs über Pornografie sowie ein Geldratgeber für Menschen, die sich nicht um ihre Finanzen kümmern.

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