Burda-Verlag:Abgespeckt in die Hauptstadt

Der Münchner "Focus" zieht nun fast komplett nach Berlin um. Manche Mitarbeiter des Burda-Magazins befürchten, dass die Redaktion des Magazins stark schrumpfen soll.

Von Katharina Riehl

Am vergangenen Mittwochabend um 18 Uhr lud Burkhard Graßmann, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Burda News, die lieben Kolleginnen und Kollegen per Mail zu einer Mitarbeiterversammlung Focus" am nächsten Vormittag ein. Über das, was es da zu besprechen gab, war im Verlag schon seit einiger Zeit spekuliert worden. Nachdem im Frühjahr 2014 Teile der Focus-Redaktion von München nach Berlin umgezogen waren, wird der Standort im Süden jetzt größtenteils abgewickelt.

55 Mitarbeiter bekommen eine Änderungskündigung - wer nicht nach Berlin umziehen will, muss gehen; bis Ende Oktober haben die Betroffenen Zeit, sich zu entscheiden. Sieben oder acht Redakteure verbleiben in München, dazu die sogenannten "Line Extensions" Focus Money und Focus Gesundheit sowie der kaufmännische Bereich. Fünf Mitarbeitern wird gleich ganz gekündigt.

Was Burda als Stärkung des Berlin-Standorts und mit ein paar blumigen Worten des Chefredakteurs Ulrich Reitz verkauft ("Wir starten also im Jahr 24 unserer Existenz noch einmal durch"), ist in Wahrheit wohl auch eine Möglichkeit, Stellen abzubauen. Nur ein Teil der Mitarbeiter wird mit in die Hauptstadt gehen wollen. Insgesamt soll der Focus offenbar mit deutlich weniger festangestellten Redakteuren auskommen, in seiner Pressemitteilung zum Thema spricht Burda von einem "dezentralen Netzwerk aus rund 50 freien Autoren, Korrespondenten und Experten", das nun aufgebaut werden soll.

Die Mitarbeiter sollen die Nachrichten des Vorstands mit relativ wenig Widerspruch zur Kenntnis genommen haben - hört man sich um, sind die Ängste aber groß. Der Focus könnte, so befürchtet einer, mittelfristig nach einem ähnlichen Prinzip wie die Frauenzeitschrift Brigitte (Gruner + Jahr) produziert werden - mit einer möglichst kleinen Rumpfredaktion und vielen freien Mitarbeitern. Für ein aktuelles Wochenmagazin, das sich noch immer als direkter Konkurrent des Spiegel begreift, wäre das zumindest bemerkenswert.

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