Comedyserie "Black Books":Versoffen, ketterauchend, misanthropisch - aber nicht unsympathisch

Black Books - Staffel 1

Der eine griesgrämig, die andere versoffen und der dritte voll kindlicher Freundlichkeit: Bernard (Dylan Moran, M.), Fran (Tamsin Greig) und Manny (Bill Bailey) in Black Books.

(Foto: Tele5)

"Black Books" versammelt drei am Leben scheiternde Exzentriker in einer Londoner Buchhandlung. Nun läuft die Serie endlich im deutschen Fernsehen.

TV-Kritik von Alexander Menden

Welcher Einzelhändler kennt das nicht: Man will schließen, die Kunden machen allerdings weder Anstalten, etwas zu kaufen, noch den Laden zu verlassen. Aber nur die wenigsten würden zu der Methode greifen, mit der Bernard Black seine fiktive Londoner Buchhandlung "Black Books" räumt: Er brüllt durch ein Megafon, bis alle draußen sind. Das dauert nicht lange.

Bernard Black ist die Schöpfung des in dieser Rolle exquisiteste Übellaunigkeit verströmenden Schauspielers Dylan Moran und seines irischen Landsmannes Graham Linehan. Der Laden, nach dem die britische Comedyserie Black Books benannt ist, ist Bernards schmutziges Refugium. Hier ließe er am liebsten überhaupt niemanden hinein, außer seiner meist betrunkenen Freundin Fran Katzenjammer sowie dem Buchhalter und Ladengehilfen Manny Bianco, den er vor allem braucht, um ihn drangsalieren zu können.

Graham Linehan wurde als Drehbuchautor der Sitcom Father Ted berühmt. Deren Hauptfigur, der katholische Priester Ted Crilly, war zwar ein bisschen korrupt, aber wenigstens optimistisch und durchaus menschenfreundlich. Bernard Black ist der Gegenentwurf - ein versoffener, kettenrauchender Misanthrop. Er kommuniziert mit anderen fast ausschließlich über Beleidigungen. Es ist dem Talent Linehans und Morans zu verdanken, dass diese Figur kein eindimensionaler Unsympath ist, sondern ein witziger, in seinem ziellosen Nihilismus bisweilen fast bedauernswerter Grantler.

Es wird im Laufe der drei Staffeln, die in Großbritannien ursprünglich von 2000 bis 2004 ausgestrahlt wurden, immer deutlicher, dass die drei Protagonisten vor allem durch ihre Unfähigkeit zusammengeschweißt sind, mit dem wirklichen Leben außerhalb des Buchladens zurechtzukommen. Die selbst oft ziemlich rüde Fran, gespielt von der wunderbaren Tamsin Greig, ist mit ihrem Trödelladen "Nifty Gifty" nebenan pleitegegangen. Nun hängt sie ständig im Black Books herum und berichtet von ihren gescheiterten Beziehungen. Der Stand-up-Komiker Bill Bailey verleiht Manny Bianco viel kindliche Freundlichkeit. Er wohnt in einem winzigen Zimmer über dem Laden und ist sowohl Gegengewicht als auch Blitzableiter für Bernards Dauerbeleidigungen ("Du bist ein Bart, an dem ein Idiot dranhängt!").

Es ist schwer zu begreifen, warum es so lange gedauert hat, bis dieses komische Kleinod es ins deutsche Fernsehen geschafft hat. Dass die Serie auch nach zwölf Jahren noch so hervorragend funktioniert, liegt vor allem an der Zeitlosigkeit ihres Hauptthemas - dem beständigen Scheitern exzentrischer Menschen an der Gesellschaft: Als Bernard ein Formular ausfüllen soll, in dem nach dem Mädchennamen seiner Mutter gefragt wird, ist er ratlos: "Ich weiß nicht mal, wie die mit Vornamen hieß. Hab sie immer nur 'Ma' genannt - das muss reichen!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: