Boulevard-Erotik:Busenfreunde

Medien

Früher Spind, heute Kunst: ein Pin-up-Girl.

(Foto: Gowland/Zephyr)

"Bild" bringt mit dem "Pin-up-Girl des Tages" die Nackten auf die Titelseite zurück - allerdings nur für eine Woche und als Kunst-Aktion getarnt. Alles Machos? Von wegen!

Von Katharina Riehl

Am Freitag gab es dann doch noch zwei Brüste von vorne zu sehen. "Hoch die Hände. Wochenende!" lautete der literaturnobelpreisverdächtige Reim dazu, notiert neben dem Schwarz-Weiß-Foto einer blonden Dame, die auf Seite eins der Bild-Zeitung nackt in einem Swimmingpool steht. Das "Pin-up-Girl des Tages" ist der Kamera zugewandt, nachdem der Leser seit Montag mit Rücken- oder Profilansichten unbekleideter Frauen zum Kauf des Blattes animiert wurde.

Nackte Frauen auf der Bild, das wäre keine Meldung, hätte Springers Boulevardzeitung nicht im Frühjahr 2012 (einen Tag nach dem Weltfrauentag!) den baren Busen von seinem Titel in den hinteren Teil der Zeitung verbannt. Der Chefredakteur hieß damals Kai Diekmann, und mit genderpolitischer Einsicht hatte die Entscheidung vermutlich weniger zu tun als mit der Einsicht, dass Nackte in Zeiten überall verfügbarer digitaler Erotik nicht als Verkaufsargument dienen.

Heute ist Tanit Koch Chefredakteurin von Bild, die erste Frau auf diesem Posten, und eine Ausstellung des Pin-up-Fotografen Peter Gowland in Mannheim ist Anlass für eine Woche Seite-1-Erotik. Früher war eine von Gowland fotografierte nackte Frau ein Spind-Mädchen, heißt es. "Heute ist sie Kunst." Und das ist, zweifellos, kunstvoll argumentiert.

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