Denunziation der Black Panthers vor 50 Jahren:Gekaufte Journalisten und CIA-Material

Denunziation der Black Panthers vor 50 Jahren: Bewaffnete Mitglieder der Black Panthers Party protestieren 1967 im California State Capitol in Sacramento.

Bewaffnete Mitglieder der Black Panthers Party protestieren 1967 im California State Capitol in Sacramento.

(Foto: Walt Zeboski/AP)

Donald Trump schimpft über die einseitige US-Presse. Dabei ist sie heute viel ausgewogener als noch vor 50 Jahren - wie die "New York Times" jetzt selbstkritisch am Fall der Black Panthers aufzeigt.

Von Willi Winkler

Fast jeden Tag gibt es ja mittlerweile einen Jahrestag zu feiern: Das menschliche Gehirn wird schätzungsweise 150 000, das Fahrrad zweihundert, Pegida hat es auch schon auf zwei Jahre gebracht.

Für die USA, wo bereits jetzt Bilanzartikel zum Ende der Amtszeit des ersten schwarzen Präsidenten erscheinen, wird die Geschichte des Umgangs mit jenen Mitbürgern immer wichtiger, die noch bis vor kurzem "Neger" genannt wurden.

Vor fünfzig Jahren, daran erinnert die New York Times, gründete sich im kalifornischen Oakland die Black Panther Party. Die Gruppe um Huey P. Newton und Bobby Seale wandte sich gegen den täglichen Rassismus und beanspruchte das Recht, Waffen zu tragen, auch für die Schwarzen.

Newton ließ in bester Mao-Tradition die Macht aus den Gewehrläufen kommen und konnte damit seine Mitbürger gewaltig ängstigen. Die erfuhren denn auch fast nichts davon, dass die Aktivisten in San Francisco Armenspeisungen organisierten und eine kostenlose Krankenversorgung.

Die Panthers lieferten mit ihren Uniformen und ihrem martialischen Auftreten ein ideales, leicht zu bebilderndes Medienthema. Und Charles Manson teilte seinen Wahn, die Schwarzen wären dabei, die Herrschaft zu übernehmen, mit einer nicht ganz kleinen Minderheit der weißen Amerikaner.

Die Botschaft: Die Black Panthers seien die "größte Bedrohung für die innere Sicherheit des Landes"

Für J. Edgar Hoover war Paranoia die Geschäftsgrundlage. Die Panthers boten dem Chef des FBI die beste Gelegenheit, gegen die Schwarzen mit allen Mitteln vorzugehen.

Hatte er zuvor schon den friedliebenden Pastor Martin Luther King Tag und Nacht überwachen lassen, reizte Hoover die militanten Schwarzen nun mit V-Leuten zum Streit und zu Flügelkämpfen, die die Panther am Ende zersetzten.

Die Medien verbreiteten seine Botschaft, dass die Black Panthers die "größte Bedrohung für die innere Sicherheit des Landes" darstellten. 1969 wurden in New York 21 Panthers mit dem Vorwurf verhaftet, sie hätten Bombenanschläge vorbereitet. Daran war nichts wahr, aber die Presse fiel begeistert in den Angstgesang ein, denn die fast ausschließlich weißen Reporter waren nur zu gern bereit, sich ebenfalls von der rassistischen Propaganda anstecken zu lassen.

Die Medien sind von Informationen abhängig, und nicht alle Quellen sind Nachrichtenagenturen. Ende der Sechziger wäre es immerhin nicht mehr möglich gewesen, dass ein Millionär aus Boston Journalisten dafür bezahlt, damit sie seinen Sohn feiern, der es mit dieser Unterstützung dann tatsächlich unter dem Namen John F. Kennedy zum Präsidenten bringt. Doch Parteinahme für externe politische Interessen gab es weiter.

Es gereicht der New York Times zur Ehre, dass sie sich jetzt an die Brust klopft. Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump schimpft über die einseitige Presse, dabei ist sie viel ausgewogener als vor fünfzig Jahren.

Damals hat die Times nicht nur "All the news that's fit to print", nicht nur die Nachrichten gebracht, die sich zum Druck eignen, wie ihr Wahlspruch lautet, sondern ihren Lesern auch bereitwillig Material aus dem Büro Hoover angedreht.

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