Auf der Liste der Klischeethemen der Lokalberichterstattung steht die Bundesgartenschau nicht weit hinter dem Kaninchenzüchterverein. Wenn man aber über eine nicht allzu große Stadt berichtet, über Mannheim etwa, dann kann so eine Buga tatsächlich zum Thema werden. Sogar zu einem, mit dem man sich vor Gericht wiederfindet.
In Mannheim wird um die für das Jahr 2023 geplante Schau gestritten, im Kern geht es um eine Straße mit dem hübschen Namen "Am Aubuckel", die dafür verlegt werden müsste. Ein Bürgerentscheid im September 2013 ging knapp aus - 50,7 Prozent der Mannheimer stimmten für die Buga. Wenn man die Leser des Mannheimer Morgens (MM) fragen würde, bekäme man wohl ein anderes Bild. Der Journalist Hardy Prothmann und seine Kollegen beim Rheinneckarblog, der aus und über Mannheim berichtet, haben das ausgezählt. Ihr Ergebnis: Der MM habe zu viele negative Leserbriefe veröffentlicht, sechsmal so viele wie solche, die sich für die Buga aussprechen. Prothmann wittert eine Kampagne, womöglich habe man positive Zuschriften zurückgehalten. Das sei "Betrug am Leser", schrieb Prothmann im Dezember 2014 empört in seinem Blog. Diesen und einen weiteren Satz will man beim MM nicht so stehen lassen. So kommt es, dass die Leserbriefe zur Buga am Donnerstag Thema vor dem Mannheimer Landgericht sind.
Prothmann ist sich seiner Sache sicher: "Es gibt dort ein krasses Missverhältnis zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung", sagt er. MM-Chef Dirk Lübke widerspricht: "Die Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Leserbriefe sind keine bestellten Wahrheiten." Am Dienstag übrigens hat der Mannheimer Gemeinderat die Straßenverlegung abgelehnt. Gut möglich also, dass sich die Medien vor Ort bald ein neues Thema suchen müssen.