BBC:Baum-Maßnahme

Die BBC entschuldigt sich, wenn etwas falsch läuft - diesmal für einen Doku-Dreh, bei dem der Bau eines Baumhauses in einer Reportage über Papua-Neuguinea inszeniert wurde. Manchmal ist das Fehlerbewusstsein weniger ausgeprägt.

Von Cathrin Kahlweit

Die BBC ist stolz auf ihre journalistischen Standards, wozu auch die Fehlerkultur gehört. In einer Reportage über ADHS-Kinder wurden Zahlen zurechtgebogen; Reporter mischten sich auf einer Nordkoreareise undercover unter britische Studenten, eine Spinne wurde im Studio gefilmt statt in der Wildnis - und jedes Mal entschuldigte sich der Sender laut und deutlich.

Diesmal ist es eine scheinbare Petitesse: In einer Reportage aus Papua-Neuginea, die 2011 ausgestrahlt wurde, zeigten Mitglieder vom Stamm der Korowai Reportern, wie sie ein Baumhaus bauen und dort einziehen. Nun seien BBC-Mitarbeiter für einen neuen Film über den Stamm an den Drehort zurückgekehrt, heißt es, und hätten erfahren müssen, dass der Baumhaus-Bau dereinst inszeniert gewesen sei - für die Kamera. Ein Sprecher des Stammes formulierte es politischer: Man habe das Haus "zum Wohle der Programm-Macher aus Übersee" errichtet. Die Serie Human Planet, in der die Reportage gesendet worden war, sei, so die BBC selbstkritisch, nicht zum ersten Mal durch "Unregelmäßigkeiten" aufgefallen. Man wolle sich bessern; die journalistischen Standards würden ständig nachgeschärft.

Allerdings liegt der Verdacht nahe, dass die Senderverantwortlichen derzeit mit ihrem Nostra Culpa von anderem Ärger ablenken möchten: Seit bekannt wurde, dass die BBC einigen männlichen Stars mehr Gage zahlt als weiblichen, ist der Sender in der Defensive. Hier ist die Fehlerkultur wenig ausgeprägt: Man habe nicht gegen Gesetze verstoßen, heißt es lapidar.

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