Bayern-Komödie:Dimbo Bimbo

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Die Rente ist sicher. Dafür sorgen "Falsche Siebziger". Natürlich laufen die Dinge trotzdem aus dem Ruder, wenn in der süddeutschen Provinz Doppelgänger engagiert werden, damit verstorbene ältere Verwandte ihren Nachkommen weiter Geld einbringen.

Von Stefan Fischer

Die Jungen wollen nicht mehr erwachsen werden, jedenfalls nicht gleich. Sie können es in der Provinz auch nicht ohne weiteres: Wenn es keine Jobs gibt und niemanden im gleichen Alter, mit dem man eine Familie gründen könnte - wie soll man da Verantwortung übernehmen? Das führt in der bayerischen Posse Falsche Siebziger zu der tragikomischen Situation, dass Generationenkonflikte, die gewöhnlich ausbrechen, wenn Pubertierende im Spiel sind, hier von Mittvierzigern und ihren längst verrenteten Eltern ausgetragen werden.

Endlich Herr respektive Frau im Haus: Den Moment haben Karl, Hubertus und Iris (v. l. Gerhard Wittmann, Sebastian Bezzel, Kathrin von Steinburg) herbeigesehnt. Und dennoch sind ihre Eltern ungünstig früh gestorben. (Foto: BR/h&v entertainment Gmbh/Raymond)

Hubertus, Iris und Karl, gespielt von Sebastian Bezzel, Kathrin von Steinburg und Gerhard Wittmann, sind alle finanziell von ihren Alten abhängig. Mehr denn je, seit die Lackfabrik am Ort dichtgemacht hat. Und zumindest die beiden Männer leiden überdies schwer unter der Dominanz und Bärbeißigkeit des "alten Depps" respektive der gluckenhaften "Mam". Als nun kurz nach Iris' Mutter auch diese beiden bei einem grotesken Unfall sterben, wächst sich ein von Iris angezetteltes Betrugsmanöver zu einer Staatsaktion der drei Hinterbliebenen aus - jedenfalls gemessen an dörflichen Dimensionen. Denn jeder aus dem Trio hat aus existenziellen Gründen höchstes Interesse daran, dass die Toten offiziell lebendig bleiben. Bald bemerken sie jedoch, dass ihr Plan, der sich im Kern um Rentenbetrug dreht, ohne Doppelgänger nicht funktioniert.

Entsprechend schnell laufen die Dinge aus dem Ruder. Das liegt zum einen daran, dass es dem verzweifelten Trio bei allem derben Pragmatismus dann doch an Kaltschnäuzigkeit fehlt. Und dass die Doppelgänger lediglich optisch Volltreffer sind. Jede Aktion, die ein Problem aus der Welt schaffen soll, bringt zwei neue hervor.

So beschwört Regisseur Matthias Kiefersauer, der das bayerische Komödienhandwerk unter anderem bei Franz Xaver Bogner ( München 7 , Irgendwie und Sowieso) gelernt hat, ein Chaos herauf, durch das er fortan mit seinem liebevoll ausgewählten Ensemble tobt. Knappe Sätze, mitunter nur halb und oder auch gar nicht ausgesprochen, prägen den lakonischen Humor. Damit versuchen die Figuren, sich wenigstens die groteskeren Auswüchse ihrer Lebenssituationen einigermaßen vom Hals zu halten. Was natürlich nicht klappt.

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So muss sich das Double von Iris' Mutter in deren Verhältnis mit dem lüsternen Pfarrer fügen, der unbedingt "Dimbo Bimbo" mit ihr machen möchte. Gundi Ellert legt ein paar kleine Glanznummern hin als naive wie nervenschwache Unschuld vom Land. Ilse Neubauer schult indessen eine theaterselige Berlinerin zur bayerischen Landfrau um, während Fred Stillkrauth seine Alias-Figur im Granteln übt. Als Running Gag fallen täglich zwei österreichische Inkasso-Ganoven in dem Dorf ein.

Mit Regeln der Wahrscheinlichkeit darf man Falsche Siebziger nicht bemessen. Die Komödie funktioniert nach der irrationalen Logik eines Albtraums, der sich in tolldreisten Verschraubungen zum Guten wendet.

Falsche Siebziger , Das Erste, 20.15 Uhr.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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