Axel Springer AG: Krise überstanden:Positive Bilanz bei Springer

Die Axel Springer AG hat nach eigener Einschätzung die Krise bestens überstanden - das Gehalt des Vorstandes steigt darum kräftig.

Caspar Busse

Mathias Döpfner versuchte es gleich zu Anfang mit einer rhetorischen Frage: "Kennen Sie ein vergleichbares Medienunternehmen, das so erfolgreich durch die Krise gesteuert ist?" sagte der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG am Mittwoch bei der Präsentation der Bilanz. Er gab natürlich keine explizite Antwort, aber es ist klar, wie diese ausfallen soll: Nur das Berliner Verlagshaus hat den Abschwung gemeistert.

Der neue Finanzvorstand Lothar Lanz sagte dazu: "Wir sind in der Tat gut durch das Krisenjahr 2009 gekommen." Der Springer-Umsatz ist 2009 um 4,3 Prozent gesunken, das operative Ergebnis vor Abschreibungen ging gar um ein knappes Drittel zurück. Und doch gab es vor allem zufriedene Gesichter bei den vier Springer-Vorständen - neben Döpfner und Lanz Rudolf Knepper, für Technik, Personal und Logistik zuständig, und Andreas Wiele, der die Bild-Gruppe und die Zeitschriften verantwortet.

Das lag sicher auch an der außerordentlich positiven Gehaltsentwicklung für das Quartett. Laut Geschäftsbericht sind die Bezüge des Vorstands für 2009 - immerhin das Jahr der größten Medienkrise seit langem - um erstaunliche 35 Prozent auf 17,7 Millionen Euro gestiegen, Döpfner dürfte davon am meisten bekommen. Allein die variable Vergütung erhöhte sich um 80 Prozent auf 8,8 Millionen Euro.

Vom Trend profitieren

Döpfner begründete den Sprung unter anderem damit, dass die Entwicklung bei Springer eben "singulär besser" als geplant und als bei den Wettbewerbern gewesen sei. Und auch die rund 10000 Springer-Mitarbeiter sollen von dem positiven Trend profitieren: Sie erhalten für 2009 eine freiwillige Einmal-Zahlung von 500 Euro pro Kopf. "Leistung soll sich lohnen", heißt es.

Gut bedient werden auch die Springer-Aktionäre: Sie sollen für 2009 - Krise hin oder her - erneut eine Rekorddividende von 4,40 Euro erhalten. Insgesamt will der Verlag also rund 130 Millionen Euro ausschütten - davon profitiert natürlich vor allem Mehrheitsaktionärin Friede Springer, die Witwe von Gründer Axel Cäsar Springer.

Kein Interesse an N 24

Erneut verbuchte der Konzern unter dem Strich einen Sondergewinn. Ende 2007 hatte der Springer-Konzern bereits seine Beteiligung am Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 verkauft und damit den Gewinn mächtig gepäppelt. Nun trennte sich Döpfner von einigen Beteiligungen an Regionalzeitungen in Nord- und Ostdeutschland. Der Jahresüberschuss fiel durch den Sonderertrag um 160 Millionen Euro höher aus.

Käufer der Anteile unter anderem an der Leipziger Volkszeitung, den Lübecker Nachrichten und den Kieler Nachrichten ist die Madsack-Gruppe aus Hannover. Doch die zahlte nur 125 Millionen Euro in bar, wie erst jetzt bekannt wurde. Der Rest von 150 Millionen Euro wurde Madsack von Springer gestundet und wird von 2011 bis 2016 in regelmäßigen Raten fällig. Darin sei "keine Dramatik zu sehen", beschwichtigte Lanz. Es bestehe kein Zweifel, dass das Geld auch wirklich fließen werde.

Gewinnbringer Bild-Gruppe

Nach wie vor der größte Gewinnbringer des Springer-Konzerns ist die Bild-Gruppe. Die Auflagen von Bild und Bild am Sonntag gingen erneut um mehr als drei Prozent zurück, der Umsatz reduzierte sich nur leicht, die Werbeeinnahmen waren trotz der Krise relativ konstant. Die operative Rendite liegt nach Döpfners Angaben bei etwa 20 Prozent.

Positiv wirkten sich dabei die Preiserhöhungen bei Bild aus - von 50 auf 60 Cent je Ausgabe. "Langfristig ist bei Bild Raum für weitere Preiserhöhungen, kurzfristig planen wir aber nichts", sagte Wiele. Schlecht laufen nach wie vor Zeitschriften sowie die Aktivitäten im Ausland, vor allem in Osteuropa. Wachsend ist nach Angaben Döpfners das Digitalgeschäft. Für 2010 rechnet Döpfner insgesamt mit einer stabilen Entwicklung der Werbeeinnahmen, es sei aber zu früh für eine signifikante Trendwende.

Kein Interesse an N 24

Schlecht sieht es um die Wirtschaftsmedien des Springer-Konzerns aus, die in München angesiedelt sind. Euro und Euro am Sonntag verlieren deutlich an Auflage. Hier würden alle Optionen geprüft, sagte Wiele. Eine Schließung der Titel soll zwar möglichst vermieden werden, sei aber nicht ausgeschlossen. Derzeit wird offenbar auch über einen Verkauf verhandelt.

Interesse an einer Übernahme des zum Verkauf stehenden Nachrichtensenders N 24 hat Springer dagegen nicht. Es habe kurze Sondierungsgespräche mit Pro Sieben Sat 1 gegeben, berichtete Döpfner. Doch es sei kein "gemeinsamer Grund" gefunden worden. Offenbar will der Fernsehkonzern zu wenig für die Nachrichtenlieferungen an die übrigen Konzernsender zahlen. Zudem scheut Springer offenbar den notwendigen harten Personalabbau bei N 24.

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