Axel Ranisch:Nur spielen

Regisseur Axel Ranisch

Axel Ranisch, 33, ist Regisseur (Dicke Mädchen, Reuber, Ich fühl mich Disco), nennt sich aber lieber "Spielleiter". Für seine Filme ohne Drehbuch wurde Ranisch in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Der Regisseur hat einen "Tatort" ohne Drehbuch inszeniert, das gab es bei der Krimireihe noch nie. Er glaubt, dass die improvisierte Folge "Babbeldasch" mit Kommissarin Lena Odenthal, die die ARD an diesem Sonntag zeigt, polarisieren wird.

Interview von David Denk

Am Sonntag zeigt die ARD einen Tatort, wie es ihn so noch nie gegeben hat, einen Tatort ohne Drehbuch. Ausgerechnet eine SWR-Episode mit Ulrike Folkerts - sonst nicht bekannt für große Experimente - hat Regisseur Axel Ranisch gemeinsam mit einem Laientheater als eine "Kriminaloperette ohne Gesang" inszeniert.

SZ: Herr Ranisch, am Sonntag läuft Ihr erster improvisierter Tatort, derweil sitzen Sie bereits im Schnitt des zweiten.

Axel Ranisch: Ja, wir hatten einen großartigen Sommer. Also haben wir mit der Redaktion beim SWR beschlossen, gleich noch einen nachzulegen. Und da wir anders als bei der Episode "Babbeldasch" durchgängig chronologisch drehen konnten - ein Hochgenuss -, war das Ende des Films auch das Ende der Dreharbeiten.

Die Laiendarsteller waren bestimmt begeistert - und die arrivierten Kollegen?

Ulrike Folkerts hat sich ja schon lange immer mal wieder gewünscht, was Neues auszuprobieren. Das hatte sie jetzt davon! Am Anfang hat sie spürbar mit der Idee gefremdelt, also haben wir uns sehr oft getroffen und gegenseitig kennengelernt. Ulrike hatte Vorbehalte, weil man in langen Impro-Szenen hin und wieder aus der Rolle fällt und sie befürchtete, ich könnte damit nicht vertrauensvoll umgehen. Nach einer Drehwoche aber haben alle angefangen, die Freiheit zu genießen. Die allgemeine Stimmung war: Wir hauen jetzt mal auf die Kacke und machen alles anders als sonst. Bis dahin war es aber ein weiter Weg, da ich meine Arbeitsweise zum SWR verpflanzen musste.

Werden klassische Drehbücher überschätzt?

Ich erhebe nicht den Anspruch, dass alle so arbeiten sollten wie ich, aber mir liegt das eine eben und das andere nicht. Durch die Improvisation kriegt man mehr Alltagshumor und Lebendigkeit in den Film. Mein Problem mit dem herkömmlichen Fernsehfilm ist, dass die Kamera vor lauter Aufbauen, Ausleuchten und Proben erst eingeschaltet wird, wenn alles tot ist.

Mit welchen Reaktionen rechnen Sie?

Der Film wird wahnsinnig polarisieren: Krimi-Puristen werden nichts damit anfangen können und das Arthouse-affine Publikum, das Lust hat auf Natürlichkeit und Pfälzer Mundart, wird die Abwechslung zu schätzen wissen. Oder sagen wir es so: Die einen freuen sich, dass bald mein nächster Tatort kommt und die anderen, dass zwischendurch noch ein klassischer Odenthal-Fall, inszeniert von Roland Suso Richter, läuft.

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