Auslandssender:Ärger in Amman

Auslandssender: Moderator Jaafar Abdul Karim im Gespräch mit einer Frau aus dem Publikum.

Moderator Jaafar Abdul Karim im Gespräch mit einer Frau aus dem Publikum.

(Foto: Deutsche Welle)

In der Deutsche-Welle-Sendung "Shabab Talk" wurde über Frauenrechte und sexuelle Belästigung gesprochen. In Jordanien hat das heftige Reaktionen ausgelöst.

Von Dunja Ramadan

Die arabische Talkshow Shabab Talk des Auslandssenders Deutsche Welle (DW) bricht gerne gesellschaftliche Tabus. Themen wie Atheismus, Homosexualität oder sexuelle Belästigung dürfen in vielen arabischen (und staatsnahen) Talksendungen meist keine Rolle spielen und werden, wenn überhaupt, aus konservativer Sichtweise behandelt. Gesendet aus dem Studio in Berlin sind diese Themen meist kein Problem, doch Shabab Talk begreift sich als eine Art Wanderzirkus: Sie senden auch aus Flüchtlingslagern in Libanon, aus dem sudanesischen Darfur oder aus der jordanischen Hauptstadt Amman - und dort sieht sich die Deutsche Welle nun einer heftigen Debatte ausgesetzt.

Alles begann mit einer Sendung zum Themenschwerpunkt sexuelle Belästigung und Frauenrechte. Als eine 21-jährige Jordanierin im Studio in Amman erzählte, dass sie selbst auf der Polizeistation sexuell belästigt worden sei, wurde sie von dem ehemaligen Abgeordneten Mahmoud Kharabesheh unterbrochen: "Die jordanischen Mädchen sind nicht so. Sind Sie Jordanierin? Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis", so Kharabesheh; der Moderator bat den Ex-Politiker, vor seinen Gästen Respekt zu zeigen, das Wortgefecht schaukelte sich hoch, am Ende eskalierte die Situation, der Gast verließ wutentbrannt das Studio. Die junge Frau wurde danach in den sozialen Netzwerken vor allem von anderen betroffenen Frauen gefeiert.

Tatsächlich hat sich aber die Sendung nun zu einem größeren Problem für die Deutsche Welle entwickelt. Über die jordanische Presse erfährt der Sender, dass in dem Land offenbar Anklagen gegen ihn vorbereitet werden. Die Jordanische Medienkommission erklärt am Telefon, dass der Sender gegen das neue Mediengesetz verstoßen habe, das seit Juli in Kraft ist. Das besagt, dass ausländische Sender sich nicht mehr auf die Drehgenehmigung lokaler Partnersender verlassen können, sondern selbst eine für ihre Produktion beantragen müsse. Weder der Partnersender, in dem Fall der jordanische Sender Roya TV, noch die Deutsche Welle wussten über dieses neue Mediengesetz Bescheid. Auf Anfrage sagt ein Sprecher der DW nun, dass die Medienkommission mittlerweile darum bat, Produktionen vorher anzumelden. Medienpolitisch scheint die Sache ein versöhnliches Ende zu nehmen, gesellschaftlich aber hat die Sendung in Jordanien eine riesige Debatte in Gang gesetzt. Moderator Jaafar Abdul Karim sagt, er habe Hunderte Zuschriften bekommen von Frauen, die sich dafür bedanken, "dass sie in meiner Sendung respektvoll behandelt werden und sich frei äußern können". "Die Sendung hat vielen Frauen gezeigt, dass sie nicht alleine sind."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: