Arte-Serie über Ian Fleming:Libido beim Luftangriff

Mein Name ist Fleming. Ian Fleming (3/4)

Ann (Lara Pulver) hat schon einen Ehemann und einen Liebhaber, aber nichts gegen eine Zigarette mit Ian Fleming (Dominic Cooper).

(Foto: Ecosse Films/ ARTE France)

Der Mann, der die Drinks und die Frauen liebt: Arte rekonstruiert in einer Kurzreihe das geschüttelte und nicht gerührte Leben des James Bond-Schöpfers Ian Fleming.

Von Bernd Graff

Wir müssen uns Ian Fleming als einen Mann vorstellen, der den Champagner und die Frauen liebt, am besten beides ab Mittag, also kurz nach dem Aufstehen. Ian Fleming ist, auch wenn er einen absolut filmreifen Namen trägt, der reale Autor der James-Bond-Reihe. Der Sender Arte zeigt eine vierteilige Fernsehserie über diesen Mann, der tatsächlich ein Leben geführt hat, das dem seines Roman- und Filmhelden nur in wenig nachstand: Mein Name ist Fleming. Ian Fleming.

Die Kurzreihe stellt dessen nicht gerührte, sondern ordentlich durchgeschüttelte Jahre ab Kriegsbeginn 1939 nach. Sie endet mit der Fertigstellung des ersten James-Bond-Romans Casino Royale im Jahr 1952. Es sind die Jahre, in denen Flemings Leben die Fahrt aufgenommen hat, die auch das fiktive des Agenten seiner Majestät beschleunigt, es ist ein riskantes, aber auch beschwipstes Schlingern durch die Wirren der Zeit.

Es wäre ein Missverständnis, die vier Episoden als Rekonstruktionen einer Biografie aufzufassen, die um korrekte Nacherzählung bemüht wäre. Regisseur Mat Whitecross und die Drehbuchschreiber John Brownlow und Don Macpherson haben sich vielmehr die agentenreifen Rosinen aus Flemings Leben herausgepickt, also das, was darin Sex, Drogen und Rock'n'Roll war.

Dandyhafte Exzesse vor dem Zweiten Weltkrieg

Es beginnt im Jahr 1952 mit einem Einblick in die sexuellen Präferenzen des Autors Fleming, gespielt vom relativ unbekannten Briten Dominic Cooper, kehrt aber gleich zurück zu dessen dandyhaften Exzessen in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

Fleming wird als Lebemann und Frauenheld eingeführt, dem leider nicht die Mittel zur Verfügung stehen, die er für seinen aufwendigen Stil benötigt. Er führt ein Leben in seidenen Morgenmänteln, immer in der Nähe seidener Damenunterwäsche und berauschender Flüssigkeiten.

Irgendwann betritt er eine Bar im "Swinging London" der Vorkriegszeit, wirft dem Barkeeper einen Geldschein hin und bestellt den klassischen Bond-Drink: "Martini: drei Teile Gordon's, einen Teil Wodka, einen halben Teil Kina Lillet. Geschüttelt, nicht gerührt. In einer tiefen Champagnerschale." Der Keeper stellt ihm eine Flasche Bier hin. Zu mehr reicht das Geld nicht.

Sex, Lügen und Fliegerbomben

Solche kleinen Dämpfer tun der großen Attitüde Flemings keinen Abbruch, erst recht nicht seinem Schlag bei Frauen. Er verguckt sich in die hinreißend schöne Ann O'Neill (die aus der BBC-Serie "Sherlock" bekannte Laura Pulver), eine Dame der Society, die allerdings schon vergeben ist - an einen Ehemann UND an einen Liebhaber. Fleming tröstet sich mit der lebenslustigen Muriel Wright, die Fleming am ersten Kriegsabend mit dem Motorrad abholt - in einer engen Ganzkörper-Ledermontur, die auch jeder Superheroine bestens stünde.

Fleming ist da bereits von seiner resoluten Mutter als Stabsoffizier bei Admiral John Godfrey untergebracht worden, dem Chef des Marinegeheimdienstes der Royal Navy. Bei einem Dinner trifft er Ann wieder und stellt ihr nach. Dummerweise während eines Luftangriffs der Deutschen. Doch ein Paar wie Ann und Ian lässt sich Laune und Libido doch nicht von paar teutonischen Fliegerbomben verhageln!

Die Miniserie macht gute Laune, die Verweise auf die Bond-Filme sind unübersehbar, sogar einen Moneypenny-Charakter gibt es. Die Special Effects könnten für manchen Geschmack aber ein wenig zu sehr nach Digitalretorte anmuten.

Mein Name ist Fleming. Ian Fleming, Arte, je zwei Folgen, 4. und 11. September. 20.15 Uhr.

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