Arte-Doku über Christian Louboutin:Cinderella wäre hingerissen

Louboutin, High Heels aus Paris

Der Mann, dem die Frauen vertrauen: Christian Louboutin passt bei einer Kabarettshow ein Paar seiner berühmten Schuhe an.

(Foto: ARTE France)

Arte erzählt die Erfolgsgeschichte des Schuhdesigners Christian Louboutin. Der Film ist kaum überraschend, hat aber Suchtfaktor für Mode-Fans, Schuhfetischisten und Bewunderer von Frauenbeinen.

Von Anna Günther

Die Augen sehen rot und senden einen Kaufauftrag an das Gehirn. Für viele Frauen ist die rote Sohle ein Sehnsuchtsziel - und für die, die es sich leisten können, ein Suchtfaktor. Dass sich Gehen auf 13 Zentimetern höllisch anfühlt, geschenkt. Sie dürften sich bei der neuen Dokumentation über das Leben von Christian Louboutin fühlen wie die viel zitierten Kinder im Bonbongeschäft.

Der Film zelebriert den Kult um die Schuhe mit roter Sohle und schwindelerregend hohen Absätzen. Zwei Jahre lang begleitete die Pariser Filmemacherin Farida Khelfa ihren Jugendfreund mit der Kamera und befragte ihn. Heraus kamen 53 Minuten über Schuhe und das Leben des Designers, die zu seinem 50. Geburtstag in diesem Jahr beim vierten Arte-Fashion-Weekend ausgestrahlt werden.

Verehrerinnen erzählen brav, wie viele Paar Schuhe sie besitzen

Der Sender verspricht ein intimes Porträt, immerhin ist die Regisseurin auch Ehefrau von Louboutins Geschäftspartner Henri Seydoux. Sie kennen sich seit Jahrzehnten. Doch wer sich etwas mehr mit dem Pariser Designer beschäftigt oder zum solventen Kreis der Louboutin-Fans zählt, wird von der Doku kaum überrascht. Der Film beleuchtet die üblichen Stationen der Erfolgsgeschichte: das Schild mit dem durchgestrichenen Pumps im Museum für afrikanische und ozeanische Kunst, das seine Faszination für Schuhe auslöste, das erste Geschäft 1991 in Paris, die Erfindung der roten Sohlen, Louboutins Pumps an Showgirl-Füßen.

Die Kamera folgt dem Designer ins Atelier, in die Fabrik und auf Partys. Christian Louboutin zeigt sich zeichnend und im Kreis seiner Verehrerinnen, die artig vor der Kamera ihre Bewunderung für den Meister kundtun und aufzählen, wie viele Paare seiner Schuhe sie besitzen. Die Liste liest sich wie das Who is Who der amerikanischen Regenbogenpresse. Selbst der Regisseur David Lynch reiht sich ein, mit ihm hat Christian Louboutin eine irritierend-faszinierende Ausstellung über Fetisch-Schuhe gestaltet.

Christian Louboutin erzählt - etwas überinszeniert auf seiner Felucke, einem ägyptischen Segelboot, über den Nil fahrend - von seiner Begeisterung für Ägypten, vom Verhältnis zum uninteressierten Vater und von der Mutter, die ihren Jüngsten besonders hätschelte. Erst nach ihrem Tod 1990 habe er aufgehört, Sohn zu sein, und sich selbstständig gemacht. Hier erfährt man endlich mehr, kommt ihm wirklich nah. Aber letztlich gilt: Der Mythos soll bitte schön gewahrt bleiben. Wer mindestens 500 Euro für ein paar Pumps bezahlt, kauft die Illusion gleich mit.

Entsprechend besucht das Filmteam die Werkstatt für Maßanfertigungen, in der Schuhe tatsächlich noch von Hand entstehen und Krokodilleder im Tresor lagert. Die Sequenz aus der italienischen Fabrik versinkt in einem Klangteppich aus klassischer Musik und Nahaufnahmen von Glitzersteinchen. Cinderella wäre hingerissen. Mode-Fans, Schuhfetischisten und Bewunderern von Frauenbeinen dürfte es genauso gehen. Selten wird die untere Körperhälfte im Fernsehen so hymnisch, und dabei jugendfrei, gefeiert.

Louboutin, High Heels aus Paris, Arte, Samstag, 22.55 Uhr.

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