ARD und ZDF verlassen ihre Studios in Kairo:Gezielter Gewalteinsatz

Die Unruhen in Ägypten machen die Berichterstattung vor Ort zu einem gefährlichen Job - Prügel-Attacken wirken mitunter geplant. ARD und ZDF räumen ihre Hauptstadt-Studios.

Claudia Tieschky

Kairo ist in diesen Tagen das wichtigste Nachrichtenthema, aber die Berichte entstehen unter wachsender Gefahr. Zwei amerikanische Journalisten - darunter eine Mitarbeiterin der New York Times, die auch für das ZDF tätig ist - sind am Mittwoch festgesetzt worden und kamen erst nach 20 Stunden frei. Sie waren nach Angaben des ZDF mit Kollegen des Mainzer Senders in zwei Fahrzeugen von Alexandria nach Kairo unterwegs gewesen. An einem Kontrollpunkt seien die Autos gestoppt worden.

Egypt political crisis

In Kairo wurden ZDF-Mitarbeiter an einem Kontrollpunkt festgesetzt.

(Foto: dpa)

Während die ZDF-Leute passieren konnten, seien die beiden anderen Journalisten festgehalten worden, erklärte ein Sendersprecher. ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte der SZ an diesem Donnerstag: "Nachdem die Kollegin aus dem Hochsicherheitsgefängnis entlassen wurde, bemühen wir uns nun darum, sie in Sicherheit zu bringen." Frey sprach von gezielten Angriffen gegen Journalisten in Kairo.

Von Gewalt der Mubarak-Anhänger gegen Journalisten von BBC, CNN, al-Dschasira, ABC, AP und al-Arabija berichtete die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG). Generalsekretär Jean-François Julliard nannte die Gewalt "schockierend", sie diene dem Ziel, Berichte zu unterbinden. Das Schicksal mehrerer festgenommener Journalisten ist unklar. Der bekannte CNN-Reporter Anderson Cooper schilderte in der Show seines Kollegen Piers Morgan am Mittwoch gezielte Prügelattacken gegen ihn und seine Mitarbeiter.

ARD und ZDF mussten aus Sicherheitsgründen ihre Studios räumen und wichen zunächst in Hotels aus. Die ARD werde ihre Leute aus der Gefahrenzone bringen, hieß es beim zuständigen SWR. Nachdem ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg dann während eines Live-Berichts für das heutejournal von einem Laserstrahl fokussiert worden war, zog sein Team am Donnerstag in die deutsche Botschaft. In den Sendern wird der Abzug aus der Stadt erwogen.

Wie ROG erklärt, besteht Anlass zu großer Sorge über die Lage des belgischen Journalisten Serge Dumont, der misshandelt und unter dem Vorwurf der Spionage möglicherweise dem Geheimdienst übergeben worden sei. US-Regierungssprecher Robert Gibbs verurteilte die "systematischen" Angriffe auf Reporter und forderte die Freilassung aller festgenommen Journalisten.

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