ARD-Talk:Das Spiel

Frauke Petry war zu Gast in Frank Plasbergs Sendung "Hart aber fair" und setzte sich sehr bereitwillig auf eine Anklagebank, die ihr niemand aufgestellt hatte. Die Politikerin der AfD weiß eine solche Vorlage auszunutzen.

Von Ralf Wiegand

Frauke Petry hat sich bedankt, am Dienstag, via Facebook. Zunächst ganz direkt und "sehr herzlich" bei den "lieben Freunden", für die "wieder einmal überwältigende Zustimmung, die ich von Ihnen für meine Teilnahme bei Hart aber Fair gestern Abend erfahre!". Dann, indirekt, bei Moderator Frank Plasberg, der "hart, aber fair" gewesen sei. Schließlich eher subtil auch noch bei focus.de. Deren Text hat Petry als einzigen verlinkt, mit dem fast schon lustigen Hinweis: "Und das schreibt die Presse heute über die Talkshow". Nun ist focus.de so wenig "die Presse" wie alle anderen Medien "die Pinocchio-Presse" sind, wie Petry sie neuerdings nennt - aber sie plädiert ja jetzt auch für "mehr Humor". Über der zitierten Kritik zu Hart aber fair steht übrigens: "AfD-Chefin Petry punktet bei Plasberg-Publikum". Die Partei-Vorsitzende sei beherzt, schlau, rhetorisch klug, alle anderen (der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius, die Journalisten Dunja Hayali und Georg Mascolo) "zahnlos".

3,2 Millionen Menschen haben die Sendung am Montag im Ersten gesehen, die ursprünglich die Frage klären wollte, woher der "rechte Hass" kommt. Was aber hätte Frauke Petry dazu beitragen können - außer zu sagen, dass sie und ihre Partei auch rein überhaupt gar nicht das allerkleinste Bisschen damit zu tun haben, mit Fremdenhass, mit Pegida, mit rechtem Hass? Eben. Pflichtschuldig fiel sie daher jedem ins Wort und setzte sich stellvertretend für die unterdrückten Andersdenkenden ("das Volk") auf eine Anklagebank, die niemand aufgestellt hatte: Alle gegen eine, eine für alle. Das Spiel der neuen Rechten.

Und so war es, wie es immer ist, wenn eine gut meinende Redaktion mal wieder das vermeintlich Böse zu sich in die Runde einlädt. Wie neulich bei Jauch, dem Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke und dem Deutschland-Fähnchen. Dem politisch halbwegs wachen Zuschauer läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn Petry schwadroniert, man solle doch die Geschichte bitte "nicht immer nur negativ" sehen, als es ums Völkische geht. Grusel, grusel. Und die Fans der AfD spüren genau deshalb einen wohligen Schauer: Guck mal, wie die Angst vor uns haben! Man begafft sich, bewirft sich mit Wörtern. Worüber reden, wenn man sich nichts zu sagen hat? Im Labyrinth aus politischer Korrektheit und Provokation ist Krawall der einzige Ausgang. Petry weiß das. Immerhin hat sie sich für die Vorlage bedankt.

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