Film über Luis Trenker im Ersten:Hassliebe vor Bergkulisse

Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit

Tobias Moretti als Luis Trenker.

(Foto: BR/Roxy Film/Christian Hartmann)

Den Bergsteiger Luis Trenker und Leni Riefenstahl verband ein besonderes Verhältnis. Im Film sieht das zwar weichgezeichnet aus, überzeugt aber dank großartiger Darsteller.

Von David Pfeifer

Warum heute ein Film über Luis Trenker? Der Mann wurde vor 123 Jahren geboren und verstarb vor 25 - die Älteren werden sich noch erinnern (so gesehen auch das ARD-Zielpublikum). Vermutlich wird einer der Gründe lauten: Weil es geht. Südtirol hat für seine Größe eine recht aktive Filmförderung, und die Filmstudenten und Schauspieler sollen ja auch zum Einsatz kommen. Das erkennt man vor allem an der Komparserie.

Ein Anlass wäre der 100. Jahrestag des Gebirgskrieges gewesen, ein sinnstiftendes Ereignis in Trenkers Leben und ebenso wichtig für die bewegte Geschichte Südtirols. Der Film behandelt aber die Liebe und den Hass zwischen Trenker und Leni Riefenstahl. Was ein Glück ist.

Portrait über die Hassliebe zwischen Luis Trenker und Leni Riefenstahl

Man möchte sich gar nicht vorstellen wie es ausgesehen hätte, hätten die Filmemacher sich an einem Schlachtengemälde versucht. Auch so sieht der Film schon häufig aus wie die weichgezeichneten Rückblenden in "Werthers Echte"-Werbespots.

Der schmale Grat der Wahrheit erzählt auch die Geschichte der gefälschten Tagebücher Eva Brauns - im Mittelpunkt aber steht die Affäre zwischen dem Bergführer, Schauspieler und späteren Regisseur Trenker und Riefenstahl, der Tänzerin mit dem Willen zum Ruhm. Trenker war 1926 bereits ein Star des Bergfilms, beide waren wahnsinnig ehrgeizig.

Nur kurz hält die Anziehung und schlägt um, als Riefenstahl auch ein Verhältnis mit dem Regisseur des gemeinsamen Films anfängt. Auf dem Plakat wird ihr Name später größer abgebildet als der Trenkers. Der gekränkte Geschichtenerzähler kann sich kaum im Zaum halten. Hier entfaltet sich das Glück dieses ARD-Films: die beiden Hauptdarsteller.

Brigitte Hobmeier spielt eine manipulative, aber leidenschaftliche Riefenstahl, die von vielen selbstbesoffenen Männern umgeben ist. Selbstverständlich geht sie mit diesen Männern ins Bett, um ihre Ziele zu erreichen. Für diese Ziele wird sie auch eng mit den Nazis zusammenarbeiten und deswegen bald gar nichts mehr drehen dürfen.

Tobias Moretti glänzt in seiner Rolle als gekränkter Liebhaber

Luis Trenker wiederum wird von Tobias Moretti gespielt, was in diesem Fall zwei Drittel der Miete ausmacht. Moretti ist Tiroler und kann seinen Dialekt gut abrufen. Gleichzeitig ist Moretti aber ein Vollprofi, der genau weiß, wie viel Dialekt dem hochdeutschen Publikum zuzumuten ist.

Und dann ist Moretti vor allem ein fantastischer Schauspieler. Wer ihn vor Jahren am Wiener Burgtheater als König Ottokar gesehen hat, wie er unfallbedingt mit einer Krücke statt einem Schwert kämpfen musste, der hatte nicht nur schnell die Krücke vergessen, sondern auch, dass Moretti mal das Herrchen von Kommissar Rex war. In einer gerechteren Welt würde Moretti zumindest diejenigen Charismatiker in Hollywood-Filmen spielen, für die Christoph Waltz keine Zeit mehr findet.

So sollte man sich bei diesem Film einfach auf Moretti und Hobmeier konzentrieren, die Ausstattungsmängel ausblenden, das macht man am Theater ja auch. Und nicht nach dem "warum" fragen, sondern am "wie" freuen.

Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit, ARD, 20.15 Uhr.

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