ARD-Krimi:Nachlese zum Kölner "Tatort": Bloß nicht aufgeben!

Ruby O. Fee Rick Okon Tatort WDR Kartenhaus Köln

Laura Hartmann und Adrian Tarrach sind auf der Flucht - und kennen bald kein Pardon mehr.

(Foto: WDR)

In "Kartenhaus" jagen Ballauf und Schenk Bonnie und Clyde - und stoßen an ihre Grenzen.

Kolumne von Carolin Gasteiger

Darum geht es:

Ein junges Pärchen ist auf der Flucht - vor der Polizei, vor der Gesellschaft, vor der Realität. Und vor den Kölner Tatort-Kommissaren Ballauf und Schenk. Laura Hartmann, verwöhntes Töchterchen aus dem Villenviertel, und Adrian Tarrach, vom Schicksal gepeinigter Halbstarker, wirken wie eine moderne Version von Bonnie und Clyde - bald kennen sie kein Pardon mehr.

Hier lesen Sie die Rezension von SZ-Tatort-Kritikerin Katharina Riehl:

Bezeichnender Dialog:

Laura und Adrian verstecken sich in einer leerstehenden Junkiewohnung, in der Nähe von Adrians Zuhause. Laura wird schlagartig klar, dass ihre Flucht kein Spiel mehr ist, und sie schlägt Adrian vor, aufzuhören. Vergeblich.

Adrian: Hey, komm schon. Denk an Bonnie und Clyde. Und an Mallory und Mickey.

Laura: Wer sind Mallory und Mickey?

Adrian: Natural Born Killers? Woody Harrelson? Juliette Lewis?

Laura: Bonnie und Clyde wurden erschossen.

Adrian: Ja, aber Mallory und Mickey sind glücklich zusammen in den Sonnenuntergang gefahren. Und das werden wir beide auch. Versprochen.

Laura: Du liebst mich wirklich, hm? Sagst das nicht nur so?

Adrian: Ja.

Laura: Warum lügst du dann?

Beste Szene:

Was für ein Tatort-Auftakt, brutal und überraschend zugleich! Lauras Stiefvater will seinen Reisepass vom Esstisch holen; Adrian steht in der Küche am Spülbecken. Blitzschnell greift er zum Küchenmesser, setzt Klaus Hartmann nach und sticht zu. Alles passiert wortlos. Aber im Hintergrund läuft Puccinis "Madame Butterfly". Als Maria Callas ihre Arie in den höchsten Tönen schmettert, wäscht sich Adrian das Blut von den Händen.

Die besten Zuschauerkommentare:

Beste Auftritte:

Ruby O. Fee und Rick Okon brillieren als verbrecherisches Pärchen, das eigentlich nur eines will: zusammen sein. Sie spielt Laura Hartmann naiv und verschlagen, er Adrian Tarrach abgebrüht und träumerisch. Oder, wie die Kommissare sagen: "Sie lügt, er träumt." "Gefährliche Mischung." Aber sehr überzeugend.

Top:

Jürgen Werners Drehbuch. Da der Täter von Beginn an feststeht, scheint der Fall klar. Aber Werner, eigentlich Vater des Dortmunder Tatort-Teams, entwirrt geschickt die einzelnen Handlungsstränge. Bis alles in sich zusammenfällt - wie ein Kartenhaus.

Flop:

Ob nach dem zweiten Mord in einem Club oder im Hotel, wo sich das junge Pärchen versteckt - Ballauf und Schenk kommen immer zu spät. "Eine Viertelstunde früher und er wäre uns direkt in die Arme gelaufen", sagt Ballauf an einer Stelle. Tja. Auf Dauer lässt das die Kölner Kommissare ganz schön alt aussehen.

Erkenntnis:

Müssen Ballauf und Schenk bald ans Aufhören denken? Am Ende können sie Adrian nicht retten - und sind selbst für die obligatorische Currywurst zu verstört.

Die Schlusspointe:

Adrian springt vom Dach ins Leere. Aus dem Off läuft "Wonderful Life", die Kamera fliegt über die Hochhäuser seiner Heimat, eines Kölner Problemviertels. Ein bitterer, aber passender Schluss für diesen Tatort.

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