ARD-Krimi:Devid Striesow hört als "Tatort"-Kommissar auf

Tatort; Tatort SR Saarbrücken Stellbrink Söhne & Väter

Bye Bye, Crazy Frog: Devid Striesow als Tatort-Kommissar Stellbrink.

(Foto: SR/Manuela Meyer)

Auf seinem Roller wirkte Devid Striesow als Kommissar wie der Bruder von Crazy Frog. Nun verabschiedet er sich ganz leise.

Von Holger Gertz

Der Abschied wurde gerade dezent in der Sommerpause bekannt gegeben. Devid Striesow mag kein Tatort-Kommissar mehr sein. Verglichen damit war seine Installierung als Ermittler Stellbrink eine lärmumtoste Angelegenheit.

Vor Striesow amtierten die jungen Schauspieler Maximilian Brückner und Gregor Weber beim Saarländischen Rundfunk (SR) als Duo Kappl/Deininger. Die eigenwilligen, aber keineswegs abgedrehten Charaktere entwickelten sich zu einem Trumpf des SR. Ende 2011 wurde dann bekannt, dass die Verträge nicht verlängert werden, der Redakteur Christian Bauer wurde zitiert mit dem Satz, ihre Story sei "zu Ende erzählt". Quoten, Kritiken und Popularitätswerte erzählten was anderes. Und Gregor Weber erwies sich auch in der Nachbetrachtung als kritischer Kopf, der er schon bei der Besprechung der Drehbücher gewesen war. "Es bezeichnet viel vom Elend im deutschen Fernsehen, dass es keinen Geschmack gibt und keine Beurteilungskriterien für die Güte von Schauspielern", sagte Weber.

Die Saarländer hatten den renommierten Devid Striesow als Nachfolger geködert, aber es lief dann so wie bei den Fußballern von Eintracht Braunschweig, wo in den Siebzigern Paul Breitner bewies: Der teure Star allein reißt es nicht.

Schon der erste Fall ("Melinda", 2013) wurde von der Kritik verrissen. Striesow sah mit seinem Mofahelm aus wie der verschollen geglaubte Bruder vom Crazy Frog, ein auf innerlich gestrickter Schlabberhosenfreak. Kann man alles machen, aber schon bei der Premiere schimmerte durch, dass das Personal an Striesows Seite nicht gut genug ist. Deininger/Kappl hatten miteinander funktioniert, gerade weil sie so verschieden waren. Striesow hatte es mit einer Kommissariatskollegin zu tun, die aussah wie die verschollen geglaubte Schwester von Lara Croft (und damit wie das Klischee des Kampfbegriffes "tough"). Außerdem mit einer Staatsanwältin, im Hauptberuf Meisterin des Overactings. Nichts passte, nichts wuchs oder entwickelte sich: Man verstand nicht, warum die Kommissariatskollegin den Kommissar so verabscheute. Striesow war umgeben von einer überforderten Besatzung, die sich in Notruf Hafenkante wohler gefühlt hätte.

Die Kritik war beißend

Der Anspruch im Saarland war trotzdem erheblich, in der zweiten Folge grüßten sie dreist den Meister Tarantino, mit einer Western-Parodie. Die Kritik war beißend, nicht nur in den Medien. Auf der Webseite "Tatort-Fundus", wo jeder die bisher gesendeten 1038 Episoden bewerten kann, landen die beiden ersten Stellbrink-Episoden auf Rang 1007 und 1032.

Danach wurden die Genre-Experimente runtergedimmt, und Stellbrinks Kolleginnen hatten nur noch Alibiauftritte. Verwaltet wurde der Mangel, aber jedesmal konnte man sich fragen: Warum tut Striesow sich das an? Jetzt ist Schluss, zwei bereits abgedrehte Folgen werden in den nächsten Jahren noch versendet. Bye, Bye, Crazy Frog.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: