ARD-Krimi "Der Preis des Lebens":Gut ermittelt, schlecht gespielt

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Mordkommission Istanbul: Ein Journalist wird getötet, die Zeitungen schreiben von Terrorismus - aber was steckt dahinter? Erol Sander ermittelt als Mehmet Özakin.

Else Buschheuer

Ein Mann läuft mit vorgehaltener Waffe durch die Straßen. Dazu wird Bauchtanzmusik eingespielt. Wir sind schließlich nicht irgendwo, wir sind in Istanbul und der Mann mit der Waffe ist Kommissar Mehmet Özakin. Er ermittelt in einer Autobombensache. Ein investigativer Journalist wurde getötet. Die Zeitungen schreiben von Terrorismus, aber was steckt wirklich dahinter?

Erol Sander als Ermittler in Istanbul. (Foto: ARD Degeto/Gökce Pehlivanoglu)

Der Chefredakteur des Opfers trauert nicht allzu gewaltig. Auch die Witwe scheint es mit Fassung zu nehmen. Bald erfahren wir, warum. Der Chefredakteur und die Witwe haben ein Verhältnis. Wollten sie den Ehemann beseitigen? Es gibt noch eine zweite Spur.

Laila, Chirurgin an einer mondänen Privatklinik, hatte dem Journalisten kurz vor seinem Tod eine Akte zugespielt. Organhandel? Ein finsterer Chefarzt, ein dämonischer Killer und ein armer Bauer, der gezwungen ist, für 6000 Euro seine Niere zu verkaufen, lassen es vermuten. Leider wird Laila erstochen, bevor sie aussagen kann.

Mehmet Özakin ist ein gutaussehender Typ, der immer die Contenance behält, auch wenn seine Frau mit ihm shoppen oder in die Oper gehen will. Seine Anzüge sitzen hervorragend, und wenn er mal nicht ermittelt, versucht er sich als Hobbykoch. Özakin hat einen Assistenten namens Mustafa, einen schwachen Mann mit starker Mutterbindung. Und er hilft dem Papageno, endlich seine Papagena zu kriegen: eine schüchterne Praktikantin mit Zahnspange.

Das alles ist ziemlich schlicht. Handlung, Dialoge, Figuren - Krimi-Konfektion. Warum auch nicht? Das eigentliche Problem ist der Hauptdarsteller. Mit ihm steht und fällt eine solche Reihe. Und der Hauptdarsteller ist leider Erol Sander. Er ist geborener Türke, heißt eigentlich Urçun Salihoglu,aber das reicht halt nicht für einen einprägsamen Kommissar aus Istanbul. Er kann schlichtweg nicht spielen.

Auch der gutwillige Rezensent, der Sanders hölzernes Agieren als Coolness auslegen will, tut sich schwer damit. Angenommen, er soll spielen, dass er sich verfolgt fühlt. Er stockt also im Gehen, wendet sich um, blickt über die Landschaft, sieht nichts, lächelt erleichtert und geht weiter. Ein guter Schauspieler kann aus dieser Szene einen kleinen Höhepunkt machen, Erol Sander führt sie lediglich aus. So bleibt am Ende Istanbul. Das Postkartenpanorama dieser Stadt versöhnt mit dem Rest.

Der Preis des Lebens, ARD, Samstag, 20.15 Uhr

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