ARD-Film:Grüne Hoffnung

Eigenlich sollte der saudisch-deutsche Film "Das Mädchen Wadjda" zur besten Sendezeit laufen. Doch die ARD hat die großartige Geschichte über einen Kampf um Freiheit und ein Fahrrad in die Nacht verschoben.

Von Christoph Löbel und Katharina Riehl

Die ARD ist ein unübersichtliches Gebilde mit komplizierten Entscheidungsprozessen - und diesmal hat es offenbar Das Mädchen Wadjda getroffen. Wadjda, Hauptfigur einer vielfach preisgekrönten saudisch-deutschen Coproduktion, ist eine kleine Rebellin: Sie trägt Chucks, hört westliche Musik, ihr Schleier verhüllt nur notdürftig ihr gelocktes Haar. Mit großer Hartnäckigkeit rennt das elfjährige saudische Mädchen aus der staubigen Hauptstadt Riad gegen die patriarchische Gesellschaft an.

Zum Symbol ihres Strebens nach Gleichberechtigung wird ein giftgrünes Fahrrad - denn nichts wünscht sie sich mehr, als ihren zukünftigen Ehemann Abdullah im Wettrennen zu schlagen. In einem Land, in dem Frauen nur mit männlichem Einverständnis arbeiten dürfen und weibliches Lachen als Affront interpretiert wird, war es mit Haifaa al-Mansour ausgerechnet einer Frau vorbehalten, den ersten Spielfilm komplett in Saudi-Arabien zu drehen.

Zeigen wollte die ARD den Film eigentlich am Mittwoch zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr, so war es in der Jahresvorschau angekündigt. Tatsächlich läuft Das Mädchen Wadjda nun schon am späten Dienstagabend. Aus Sorge, dem Fußballspiel im ZDF keinen Quotengaranten entgegensetzen zu können? Bei der ARD heißt es auf Anfrage, man habe diesen besonderen Film "nicht der starken Konkurrenz Fußball" aussetzen wollen. Es gibt immer zwei Arten, eine Sache auszudrücken.

Das Mädchen Wadjda, ARD, 22.45 Uhr.

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