ARD-Fernsehfilm:Zurückgeblieben

Eltern allein zu Haus: Die Schröders

Frei von Verlangen und Verständnis: Bernd (Harald Krassnitzer) und Sabine Schröder (Ann-Kathrin Kramer).

(Foto: ARD Degeto/Georges Pauly)

Wenn die Kinder ausziehen: "Eltern allein zu Haus" ist der Beginn einer Trilogie über das Leben, das noch bleibt. Dem zuzuschauen, tut ganz schön weh. Weil es so vorhersehbar ist.

Von Silke Burmester

Wenn der vierte Satz eines Freitagabend-ARD-Films lautet, "Wenn man mal richtig darüber nachdenkt, dann ist unsere Ehe am Ende", dann weiß man eines: Das Paar bleibt zusammen.

In der Fernsehlogik führt das zu dem Schluss, dass der Weg zum Happy End es wert wäre, erzählt zu werden.

Diese Einschätzung ist falsch. Jedenfalls auf den ersten Teil der Trilogie Eltern allein zu Haus bezogen. Sabine und Bernd Schröder, gespielt von Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer, die auch im wahren Leben miteinander verheiratet sind, in "Die Schröders" beim Leiden zuzusehen, bedeutet vor allem: leiden. Denn obschon der Auszug des letzten Kindes als Auslöser der Beziehungskrise interessant gewählt ist, wird diese Situation erzählerisch nicht genutzt. Sabine und Bernd hängen in einem Netz aus Anspruch und Schuldzuweisungen - dafür hätte es auch gereicht, wenn der Schuppen abbrennt.

Der Film beginnt mit der Abiturfeier des dritten und jüngsten Sohnes. Eine passend erzählte Episode zwischen Tränen, Stolz und Wehmut. Hier begegnet der Zuschauer auch jenen drei weiteren Elternfiguren, deren Geschichten in "Die Winters" und "Frau Busche" hoffentlich weniger oberflächlich und geschlechtsspezifisch von Autorin Nina Bohlmann und Regisseur Josh Broecker erzählt werden. Sabine und Bernd, Anfang und Mitte 50, haben dieses Glück nicht. Während sich Eltern im realen Leben als Folge des "Empty Nest" mit Identitätsfragen, dem Gefühl, überflüssig zu sein, innerer Leere bis hin zu Depressionen und erhöhtem Alkohol- und Tablettenkonsum rumplagen, erschöpft sich Sabines Not im Drang, unbedingt mit ihrem Mann etwas unternehmen zu wollen und festzustellen, dass der das nicht will. Was sie auch vorher schon hätte feststellen können, schließlich können 18-Jährige sich ja bereits allein das Abendbrot zubereiten.

Bernds Misere hingegen speist sich aus seinem drall gewordenen Körper, der überraschenderweise nicht mehr so will wie er. Wobei an keiner Stelle von Sex geredet wird, nach dem dritten Kind scheinen die Schröders diese Betätigung eingestellt zu haben. Verlangen ist in dieser Beziehung so wenig spürbar wie Verständnis.

Klischeehaft besteht Sabine darauf, Bernd zum HSV-Spiel zu begleiten, Beschuldigungen werden durch den Vorgarten geworfen und der Ehemann muss Betrug wittern, um die Gefühle für seine Frau wiederzuentdecken. Hinzu kommt, dass die Ausstatter dem Abiturienten ins Zimmer gequetscht haben, was das Requisitenregal "15 bis 18 Jahre, männlich" zu bieten hat. Samt ferngesteuertem Hubschrauber. Kurz, es fehlt an Mühe und Verantwortung dem Zuschauer gegenüber. Wie Lichtblicke wirken die Auftritte der Eltern aus den kommenden Filmen, die mit Anna Schudt, Susanna Simon und Walter Sittler toll besetzt sind. Es wäre schön, wenn wenigstens sie die 70er-Jahre-Vorlage aus "Mann, Mitte 50, Krise" und "Ehefrau, frustriert" verlassen dürften.

Eltern allein zu Haus, drei Teile, ARD, freitags, 20.15 Uhr.

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