ARD-Doku über Rassismus im Fußball:Unsägliche Hässlichkeiten

Gott und die Welt; Danny Da Costa

Danny da Costa spielt für den FC Ingolstandt und die deutsche U21-Nationalelf.

(Foto: SR)

Einige Idioten können viel Schaden anrichten: In der ARD-Dokumentation "Klares Abseits" geht es um Rassismus im Fußball. Der Film lässt Protagonisten wie Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah zu Wort kommen - bleibt an der wichtigsten Stelle aber allzu oberflächlich.

Von Matthias Kohlmaier

Schwarzes Schwein. Nigger. Der soll zurück in den Busch gehen. Uh uh uh ah ah ah. Von übelsten Beschimpfungen bis hin zu Affenlauten und aufs Spielfeld geworfenen Bananen müssen sich schwarze Fußballer noch immer unsägliche Hässlichkeiten gefallen lassen. "Das schmerzt! Wenn man nach so einem Spiel zu Hause ist, man könnte weinen", sagt Gerald Asamoah, "weil man sich hier heimisch fühlt und wie in meinem Fall sogar für die deutsche Nationalmannschaft gespielt hat."

Der frühere Nationalspieler Asamoah ist einer der Protagonisten, die in der vom Saarländischen Rundfunk verantworteten ARD-Dokumentation Klares Abseits - Rassismus im Fußball zu Wort kommen. Ein anderer ist Danny da Costa. Der 20-Jährige ist deutscher U21-Nationalspieler, in Neuss geboren, seine Mutter stammt aus dem Kongo, der Vater ist Angolaner.

Am 18. August 2013 spielt da Costa mit seinem FC Ingolstadt in München gegen den TSV 1860. Während des Spiels wird er von gegnerischen sogenannten Fans derart beschimpft, dass er vom Schiedsrichter Hilfe erbittet, der mahnt eine Lautsprecherdurchsage an. Verantwortliche der Löwen entschuldigen sich später offiziell bei da Costa, der trotzdem auch bald ein Jahr nach dem Vorfall das Gewesene nicht nachvollziehen kann. "Ich bin hier großgeworden, hier aufgewachsen und habe eigentlich schon das Gefühl, hier voll integriert zu sein." Mittlerweile denke er sich, das seien eben "ein paar vereinzelte Idioten".

Schade, dass keine Zeit bleibt, in die Tiefe zu gehen

Meist stimmt das wohl, aber einige Idioten können mit ihren Parolen viel Schaden anrichten. Das hat auch der DFB eingesehen und ist mittlerweile seit 2004 aktiv im Kampf gegen jede Form von Rassendiskriminierung. In den Profiligen sei seitdem vieles besser geworden, stellt Asamoah fest. Aber im Amateurbereich, dort, wo nicht binnen Sekunden Sicherheitsleute zur Stelle sind, nutzen Rechtextreme noch immer die Bühne, die ihnen der Fußball bietet.

"Je weiter ich nach unten gehe, desto geringer sind die Sicherheitsvorkehrungen", sagt Fanforscher Gunter Pilz in der Dokumentation. Die Rechten zögen sich, "wenn sie etwas artikulieren wollen, dahin zurück, wo es weniger Polizei und soziale Kontrolle gibt". An dieser Stelle kommt ein betroffener Amateurfußballer aus der 6. Liga zu Wort, nur leider bleibt der Film hier, wo es am wichtigsten wäre, allzu vage. Das ist wesentlich dem Programmschema der ARD geschuldet. Die Reihe Gott und die Welt, in der die Doku erscheint, hat nur ein dreißigminütiges Programmplätzchen am späten Sonntagnachmittag.

Schön immerhin, dass dort ein so wichtiges Thema behandelt wird. Schade, dass keine Zeit bleibt, in die Tiefe zu gehen. Vor dem WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich hielten alle Spieler gemeinsam ein Banner hoch, darauf in großen Lettern der Hashtag "SayNoToRacism". Der Fußball hat noch einen weiten Weg vor sich, bis das wirklich jeder begriffen hat.

Klares Abseits - Rassismus im Fußball, ARD, 17.30 Uhr

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