Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg:Brief aus Köln

Alfred Neven DuMont ist wütend auf seinen Sohn und lässt das seine Angestellten durch einen Brief wissen. Der Junior hatte öffentlich die Strategie seines Vaters kritisiert und Gerüchte gestreut - seine Zukunft in der Verlagsgruppe ist nun fraglich.

C. Keil und M. Serrao

Alfred Neven DuMont hat lange geschwiegen zu dem Trubel, den sein Sohn Konstantin seit Wochen veranstaltet. An diesem Dienstag nun hat sich der 83-jährige Verleger und Aufsichtsratschef der Mediengruppe M.DuMont Schauberg (Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Kölner Stadt-Anzeiger) erstmals in einem Schreiben an die Mitarbeiter seines Unternehmens gerichtet. Was er schreibt, ist charmant und humorvoll formuliert, in der Sache aber eine Distanzierung vom Junior, die deutlicher nicht hätte ausfallen können.

Alfred Neven DuMont

Alfred Neven DuMont: Ärger mit dem Filius.

(Foto: dpa)

"Wir, alle Mitarbeiter des Hauses, die Chefredakteure, Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Verleger, sind völlig unvorbereitet und ohne eigenes Hinzutun durch meinen Sohn Konstantin Neven DuMont, der seit mehreren Tagen beurlaubt ist und dessen Ämter und Funktionen ruhen, in eine misshellige Situation geraten" - so deutlich geht es los. Es folgt eine knappe Kritik an der Berichterstattung über den Konzern, den Sohn und ihn selbst. "Mit Eifer" hätten andere Zeitungen das Ganze als "Lieblingsthema mit Fortsetzung auserkoren". Vieles, was da geschrieben worden sei, hätte einen gewissen Wahrheitsgehalt besessen, gibt Alfred Neven DuMont zu. Ebenso viel sei aber Fiktion gewesen.

Konkreter wird der Verleger nicht. Fest stehe: "In diese Situation, und da gibt es kein Hinwegschauen, hat sich mein Sohn begeben." Festzuhalten sei, "dass alle Äußerungen, die nach außen gedrungen sind, sofern sie auch wirklich von Konstantin Neven DuMont stammen, auf ihn zurückgehen und nicht die Meinung des Unternehmens wiedergeben". Die Verlagsgruppe habe auch auf seine, Alfreds, Initiative hin, auf jede Art von Stellungnahme verzichtet. Das Ganze sei, und das sehe er immer noch so, "eine interne Angelegenheit".

Abschließend widerspricht Alfred Neven DuMont dem letztlich vom eigenen Sohn in mehreren Interviews befeuerten Gerücht einer baldigen Machtübergabe im Verlag. "Ich kann Ihnen (...) sagen, dass ich gesund bin und dass wir in der Zukunft, ungeachtet dieser Spekulationen, das Unternehmen im gewohnt gegenseitig vertrauensvollen Ton miteinander führen werden." Mit Aufsichtsrat, Vorstand, Geschäftsführungen und Chefredaktionen sei "genug menschliches und fachliches Potential" vorhanden. "Nicht ohne Humor", schließt der Verleger seine Mitteilung, "möchte ich feststellen, dass Sie mich noch eine Zeit lang ertragen müssen."

Der 41-jährige Konstantin Neven DuMont hatte eine verstörende Debatte um die Macht im Hause angezettelt. Auslöser waren eher peinliche Kommentare in einem Medienblog und in Internetforen. Konstantin Neven DuMont bestreitet bis heute, unter einer Vielzahl von Pseudonymen bestenfalls kuriose medientheoretische Selbstgespräche geführt zu haben. Unter Druck geraten, bezweifelte er dann die Führungskraft seines Vaters.

Man kann auch nach der Erklärung des Seniors schwer beurteilen, ob der Junior in der vergangenen Woche beurlaubt wurde, sich selbst beurlaubte oder bereits ganz ausgegrenzt wurde. Jedenfalls ist er derzeit nicht mehr als für Kommunikation und Strategie verantwortlicher Vorstand tätig.

Zu den vielen öffentlichen Andeutungen des DuMont-Erben zählte auch, dass bei der Frankfurter Rundschau die nächste Sparrunde anstehe. Aus dem Umfeld der Verlagsführung ist nun auch zu erfahren, dass die Vorstände Franz Sommerfeld (Redaktion) und Eberhard Klein (Finanzen und Verwaltung) an diesem Montag nach Frankfurt geeilt seien, um dort mit leitenden Redakteuren und Angestellten der FR zu sprechen. Thema: Konstantin Neven DuMont, seit einem Jahr Herausgeber der FR, und seine Interviews. Die linksliberale Zeitung sei "wirklich völlig defizitär", hatte er im Focus geäußert und müsse dringend "in die schwarzen Zahlen gebracht werden". Das gehe aber "nur über die Kostenseite" - da werde "noch einiges passieren in den nächsten Monaten".

Dass ein Verlagsmanager - selbst ein beurlaubter - öffentlich so über seinen Betrieb richtet, ist auch seltsam. Obwohl es stimmt, dass die FR ständig sinkende Auflagen verbucht. Auch 2010 erwartet sie wohl wieder ein hohes einstelliges Millionen-Minus. Sommerfeld und Klein sollen jetzt aber mitgeteilt haben, dass über Sparmaßnahmen noch nicht entschieden worden sei. Das könnte aber wohl 2011 passieren.

Die Zukunft von M.DuMont Schauberg gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil sie zwei Familienstämmen gehört: den DuMonts und den DuMont Schüttes. Beide Seiten halten jeweils 50 Prozent der Anteile. Es gibt neben den Haupteignern 13 weitere Kommanditisten mit kleinen Anteilen. Auf DuMont-Seite hält Konstantin Neven DuMont 7,0 Prozent, genauso viel wie seine Mutter Hedwig. Bei Alfred Neven DuMont liegen 17,7 Prozent der Anteile.

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