"Alaska Johansson" in der ARD:Die dunkle Seite

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Fühlt sich verfolgt: Alaska Johansson (Alina Levshin). (Foto: HR/Katrin Denkewitz)

In "Alaska Johansson" mit Alina Levshin in der Hauptrolle befasst sich der wunderbare Fernsehgeschichtenerzähler Sascha Arango mit Künstlichkeit und Täuschung. Seine Konsequenz darin ist für einen deutschen TV-Film ungewöhnlich - und am Ende fast ein bisschen schmerzhaft.

Von Katharina Riehl

Als Alaska Johansson nach gelungener Mission nach Hause fährt, hat sie einen roten Luftballon mit Augen auf ihrem Beifahrersitz, und in ihrer Wohnung trifft sie ein Gespenst. Es ist ein kleines Bettlaken-Gespenst, wohl ein verkleidetes Nachbarskind, das ihr den knallbunten Drink mit den vielen zermalmten Schlaftabletten aus der Hand schlägt, mit dem Alaska Johansson sich das Leben nehmen wollte. Weil sie, die makellos schöne Headhunterin, zwar gerade einen schwer auffindbaren Wissenschaftler in einem verschneiten Land auftreiben konnte, ihr Chef aber nun doch seine Frau nicht verlassen will.

Diese Geschichte, die mit so artifiziellen Bildern beginnt, hat der wunderbare Fernsehgeschichtenerzähler Sascha Arango geschrieben, einer, der auch aus dem Sonntags- Tatort schon oft Filme machte, die länger im Gedächtnis blieben als bis zur Titelmelodie von Günther Jauch.

Sein Film Alaska Johansson ist an der Oberfläche ein Thriller, die Geschichte einer Frau, die sich verfolgt fühlt und glaubt, einem Verbrechen auf der Spur zu sein. Doch der Zuschauer muss bald das Vertrauen in seine Hauptfigur verlieren, durch deren Augen er das Geschehen erlebt, die aber selbst beginnt, am eigenen Erleben zu zweifeln. War es wirklich ein technischer Defekt, der ihr Auto von ganz alleine beschleunigen und in den Gegenverkehr rasen ließ?

Man kann nicht viel mehr als das über Alaska Johanssons Geschichte verraten, man brächte die erzählerische Seifenblase sonst sehr schnell zum Platzen.

Sascha Arango erzählt in seinem Film von den Begriffen Künstlichkeit und Täuschung - in Handlung, Figuren, Kulisse und Maske wird das durchgespielt. Mit welcher Konsequenz Arango das macht, ist sehr ungewöhnlich für einen deutschen Fernsehfilm; man fühlt sich eher wie in einer spätromantischen Gruselnovelle. Und weil sich mit der Auflösung des Rätsels um Alaska Johansson für alle Symbole so wunderbar einfach ein Schlüssel finden lässt, hat man hinterher dann auch ein Erfolgserlebnis wie im Deutschleistungskurs.

Das ist dann auch der kleine Wermutstropfen an diesem Film. All die psychologischen Gedanken und Andeutungen, die darin versteckt sind, werden am Ende so explizit auserzählt, dass man sich ein bisschen so fühlt, als sei man mit einer Abi-Interpretationshilfe verprügelt worden. In diesen Schlussmomenten wird Alaska Johansson dann doch noch ein ganz normaler Fernsehfilm.

Alaska Johansson , ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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