Ägypten:Biggest Loser

Der Staatssender Ägyptens hat acht Moderatorinnen ein Bildschirmverbot erteilt. Begründung: Sie seien zu dick. Einen Monat haben sie nun Zeit, um eine "angemessene Erscheinung" zu erlangen. Nicht nur Frauenverbände reagieren empört.

Von Moritz Baumstieger

In vielen Ländern treffen die Themen Abnehmen und Fernsehen so aufeinander: Dicke Mitbürger schwitzen vor den Kameras von Realityshows erfolglos in Richtung Idealgewicht, oft kommentiert von höhnischen Sprüchen der Moderatoren. Die ägyptische Variante des öffentlichen Abnehmens nimmt sich anders aus. Der öffentlich-rechtliche Senderverbund, die Ägyptische Radio- und Fernseh-Union (ERTU), hat acht Moderatorinnen Bildschirmverbot erteilt, weil sie zu dick seien. Einen Monat gab ERTU den Frauen nun Zeit, um wieder eine "angemessene Erscheinung" zu erlangen - also um abzuspecken.

Frauenverbände reagierten empört und sehen die in der Verfassung verankerten Gleichheitsgrundsätze gebrochen: Von den teils sehr kräftigen männlichen Kollegen der acht wurde niemand abgemahnt. Die betroffenen Frauen reagierten verletzt. Die Nachrichtensprecherin Khadija Khattab von Channel 2 - füllig, aber nicht extrem übergewichtig - bat das Publikum abzustimmen, ob sie wirklich "fett" sei. "Ich glaube, ich bin eine durchschnittliche ägyptische Frau und sehe normal aus."

Inzwischen diskutierte das Parlament, viele Abgeordnete zeigten sich solidarisch. In den sozialen Netzwerken gingen einige Kommentare in eine ganz andere Richtung: "Früher war es gefährlich für Journalisten, die Regierung zu kritisieren", schrieb ein Nutzer auf Twitter. "Heute reicht bereits zu viel Eiscreme."

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