Abschied von "Zimmer frei!":Christine Westermann braucht keinen Mann an ihrer Seite

Show 'Zimmer Frei' - Christine Westermann

Christine Westermann hat ein Buch geschrieben, es heißt "Da geht noch was - Mit 65 in die Kurve" - man darf es als Bewerbung für weitere mediale Jobs sehen.

(Foto: dpa)

Im "Literarischen Quartett" wird sie als Emotionstante verlacht, in "Zimmer frei" war sie die Frau neben Götz Alsmann. Doch Westermann hält nichts vom Aufgeben.

Von Hans Hoff

Wenn man ältere Fotos von Christine Westermann sichtet, dann fällt auf, dass sie selten ganz allein zu sehen ist. Ein paar wenige Solobilder sind zu finden aus der Zeit, als sie in den Siebzigerjahren noch pausbäckig im ZDF "Die Drehscheibe" moderierte. Aber dann kommen schon ganz viele Aufnahmen aus der Kategorie "Die Frau an der Seite von". Sie war die Partnerin von Frank Plasberg, als der noch im WDR- Fernsehen die Regionalsendung "Aktuelle Stunde" moderierte. Als frühes Traumpaar galten die beiden, weil sie aussahen wie zwei, die auch privat zusammengehörten. Dabei führten beide abseits des Fernsehens ihr ganz eigenes Leben. Er das eines braven WDR-Redakteurs, und sie jettete regelmäßig zu ihrem damaligen Zweitwohnsitz in San Francisco.

Als Emotionstante vom Dienst wird sie daher schon bezeichnet

Später trat dann in Götz Alsmann erneut ein Biedermann an ihre Seite. Mit dem Münsteraner Komiker hat sie "Zimmer frei" moderiert und 20 Jahre lang fast jeden Quatsch mitgemacht. Im "Literarischen Quartett" hat sie nun in der Regel mindestens zwei Männer an ihrer Seite, einen sehr streitbaren und einen, der sich müht, die Büchersendung zusammenzuhalten. Westermann wirkt dabei öfter mal wie der gewollte Kontrast zu Maxim Biller und Volker Weidermann. Sie selbst scheint zuständig fürs Gefühlige zu sein, denn sie definiert Bücher sehr oft über das, was sie bei ihr auslösen. Als Emotionstante vom Dienst wurde sie daher schon bezeichnet, aber wer die 67-Jährige eine Weile beobachtet, stellt rasch fest, dass solch eine Schmähung zu kurz greift.

Westermann, die beim Mannheimer Morgen volontierte und die Journalistenschule in München besuchte, ist selten wirklich so umständlich, wie man das mit dem Begriff Tante assoziiert. Sie ist vielmehr sehr aufgeräumt, nur eben keine, die um jeden Preis nach vorne drängt. Wenn ihr etwas Schlimmes widerfährt, schluckt sie das im Zweifel erst einmal. Sie leckt ihre Wunden, sammelt sich, und wenn sie schließlich mit ihrer wohl überlegten Reaktion auffährt, dann müssen sich jene warm anziehen, die sie unterschätzt haben.

Zu jenen zählten Menschen im WDR, die Westermann bei "Zimmer frei" gerne schon vor geraumer Zeit gegen eine jüngere Moderatorin ausgetauscht hätten. Sie hat ihrem Unmut deutlich Luft gemacht; und weil sie ohnehin mit einer Art Positionsbeschreibung im Altersgefüge beschäftigt war, wurde aus der Auseinandersetzung ein Buch. Es heißt "Da geht noch was - Mit 65 in die Kurve", ist vor drei Jahren erschienen und durfte als Bewerbung für weitere mediale Jobs gewertet werden. Westermann hält nichts vom Aufgeben. Sie will weitermachen. Beim "Literarischen Quartett", bei Lesungen, im WDR-Hörfunk. Sie wisse inzwischen genau, was sie könne, sagt sie. Deshalb gehe ihr die Arbeit leichter denn je von der Hand. Inzwischen tritt sie immer häufiger solo auf. Den Mann an der Seite braucht sie nur noch privat. Beruflich weiß sie gut, wie man alleine klarkommt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: