Abhörskandal bei News Corp.:FBI ermittelt gegen Murdochs Medienkonzern

Der Druck auf Murdoch wächst: Der Abhörskandal um News Corp. beschäftigt jetzt auch die Behörden in den USA, das FBI hat Ermittlungen eingeleitet. Der Medienunternehmer selbst meldet sich in einem seiner raren Interviews zu Wort - und verteidigt das Vorgehen seines Konzerns.

Der politische Druck auf Rupert Murdoch wächst: Jetzt gerät der Medienunternehmer auch ins Visier der US-Bundespolizei. Auslöser waren Vermutungen, Journalisten der News Corp. hätten versucht, Telefone von Opfern der Terroranschläge vom 11. September anzuzapfen. Nach Berichten der New York Times und des Wall Street Journals will das FBI außerdem herausfinden, ob es Versuche gegeben habe, Polizisten zu bestechen, um an Informationen zu kommen.

File photo of News Corp Chief Executive Rupert Murdoch talking to his son James Murdoch in Gloucestershire

Am Dienstag haben sie einen unangenehmen Termin vor einem Ausschuss des britischen Parlaments: Rupert Murdoch und sein Sohn James.

(Foto: REUTERS)

Auch der US-Generalbundesanwalt ist mit dem Fall befasst. Den Forderungen von mehreren US-Senatoren, die Ermittlungen zu möglichen illegalen Aktivitäten in den USA verlangt hatten, werde nachgegangen, sagte US-Generalbundesanwalt und Justizminister Eric Holder.

Die Vorwürfe gegen Murdoch gehen zurück auf den rivalisierenden Daily Mirror, der unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete, Journalisten seien an einen US-Ermittler herangetreten und hätten sich besonders für die britischen Opfer der Terroranschläge interessiert. Der Ermittler habe die Journalisten abgewiesen.

Sollten Amerikaner Opfer von Abhöraktionen geworden sein, könnten die Führungskräfte der News Corp. straf- und zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Experten halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass damit die US-Zeitungen des Konzern in Gefahr geraten. Auch ein Entzug der Lizenzen für die Fernsehsender Fox steht wohl nicht an.

Murdoch selbst verteidigte das Vorgehen seines Unternehmens im Abhörskandal. Der Konzern werde sich von allen negativen Auswirkungen der Vorwürfe erholen, sagte der 80-Jährige dem Wall Street Journal, das ebenfalls News Corp. gehört. Berichte, er werde wegen des Skandals alle seine britischen Zeitungen verkaufen, wies Murdoch ebenso zurück wie die Kritik daran, wie er und sein Sohn James auf die Krise reagierten. Er ärgere sich über all die negative Presse in jüngster Zeit, erklärte er.

James Murdoch ist Geschäftsführer von News Corp. in Europa - der Abhörskandal bei der mittlerweile eingestellten Sonntagszeitung News of the World fällt damit in seinen Verantwortungsbereich. Im Zentrum des Skandal stehen Mitarbeiter des Blattes, die Telefone von Verbrechensopfern, Prominenten, Politikern und Angehörigen getöteter Soldaten abgehört haben sollen.

Die Vorwürfe gegen seinen Sohn, er habe nicht schnell genug durchgegriffen, weist Murdoch zurück: "Ich denke, er hat so rasch gehandelt wie er konnte." An der Stellung von James Murdoch im Konzern werde sich nichts ändern. Mit James' Krisenmanagement zeigt sich Murdoch sehr zufrieden: Die News Corp. habe die Situation "extrem gut gehandhabt und zwar in jeder Hinsicht", sagte Murdoch im Wall Street Journal, das neben dem Filmstudio 20th Century Fox, den Fox-Fernsehsendern sowie mehreren Buchverlagen ebenfalls zum Medienimperium des 80-jährigen Australiers gehört.

Murdoch, sein Sohn James sowie Verlagschefin Rebekah Brooks stehen am nächsten Dienstag vor einem parlamentarischen Ausschuss in Großbritannien Rede und Antwort - die Murdochs hatten allerdings lange gezögert mit ihrer Zusage. Rupert Murdoch kündigte nun auch eine firmeninterne Untersuchung an, die von einer unabhängigen Kommission durchgeführt werden solle.

Zuvor hatte Murdoch den Plan für eine milliardenschwere Komplettübernahme der Senderkette BSkyB aufgegeben, nachdem sich das britische Parlament mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen hatte. "Ich komme darüber hinweg", sagte Murdoch. Bisher habe sein Unternehmen noch keine Schäden davongetragen, "die nicht repariert werden könnten". Murdoch wies außerdem Spekulationen zurück, er wolle sich von seinen verbliebenen britischen Zeitungen The Sun, The Times und The Sunday Times trennen. Murdoch bezeichnete diese als "puren Müll".

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