Zeitungskrise:"Frankfurter Rundschau" meldet Insolvenz an

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Gerüchte kursierten schon länger, nun ist es offiziell: Die "Frankfurter Rundschau" steht vor dem Aus. Das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main hat nach Angaben des Amtsgerichts Insolvenzantrag gestellt.

Die Tageszeitung Frankfurter Rundschau (FR) steht vor dem Aus. Das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main habe am Dienstagmorgen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag gestellt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Frankfurt. Am Nachmittag soll die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über Einzelheiten informiert werden.

Die FR hatte schon länger mit sinkender Auflage zu kämpfen und musste einen unerwartet starken Rückgang im Anzeigengeschäft verkraften. 2001 noch hatte das Blatt eine Auflage von 190.000, die schließlich auf 150.000 sank. Es folgten Einsparungen, auch Personal wurde drastisch abgebaut. Mit diesen Sparmaßnahmen und einer Zusammenlegung mit der Berliner Zeitung und dem Kölner Stadtanzeiger (der Mantelteil wird überwiegend von einer Redaktionsgemeinschaft des Mutterverlags erstellt und ist zu einem Großteil identisch mit dem der Berliner Zeitung, in Frankfurt sind noch zahlreiche Redakteure des Regional- und Lokalteils tätig) wollte der Verlag das Blatt retten. Vergeblich.

Zuletzt wurden die Chefredaktionen von FR und Berliner Zeitung wieder getrennt, Arnd Festerling zum alleinigen Chefredakteur berufen. Damit sollte die FR auf ihrem lokalen Markt gestärkt werden. Zugleich gab es Überlegungen, sie zumindest in Norddeutschland komplett von einer Papier- auf eine Digitalzeitung umzustellen. Die Millionenverluste beschleunigten sich aber auch im laufenden Jahr. Eine mögliche Einstellung des Blatts wurde im Oktober noch dementiert. Das könnte nun anders kommen. Auch bei der Berliner Zeitung wurde für Dienstagnachmittag eine Mitarbeiterversammlung angesetzt.

Als Insolvenzverwalter soll nach Informationen von Spiegel online der Frankfurter Rechtsanwalt Frank Schmitt eingesetzt worden sein. Dessen Kanzlei wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Mehrheitlich gehört die Frankfurter Rundschau der Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg. Daneben sind die SPD über ihre Medienholding DDVG beteiligt sowie die Karl-Gerold-Stiftung.

Weiteres Opfer der Printkrise: Stadtmagazin Prinz

Die Gewerkschaft Verdi reagierte überrascht auf den Insolvenzantrag. "Wir hatten gehofft, dass es andere Lösungen gibt", sagte Manfred Moos, Landesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie bei Verdi in Hessen. "Wir hoffen, dass die bisherigen Gesellschafter dazu beitragen, dass für alle eine gute Lösung gefunden wird." Denkbar sei jedoch auch, dass ein Investor versucht, die Zeitung zu retten "und das hoffentlich dann auch besser macht". Verdi glaube nach wie vor, dass die Frankfurter Rundschau eine "attraktive Zeitung in einer attraktiven Region ist".

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Mediengruppe M. DuMont Schauberg auf, auf Kündigungen redaktioneller Mitarbeiter weitgehend zu verzichten. "Die Journalistinnen und Journalisten der FR brauchen eine berufliche Perspektive", sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Konken rief die Geschäftsführung dazu auf, den Betroffenen adäquate Stellen bei anderen Medien der Gruppe anzubieten. "Das Aus der renommierten Zeitung ist besonders bitter für die Beschäftigten, die über Jahre hinweg mit Einkommensverzicht für den Erhalt ihrer Zeitung gekämpft haben."

Zudem wurde am Dienstag bekannt, dass das Stadtmagazin Prinz eingestellt wird. Das monatliche Szeneblatt erscheint im Dezember zum letzten Mal als Printprodukt. Der Jahreszeiten-Verlag (Jalag) will dafür das Internetangebot der Marke ausbauen, kündigte er in Hamburg an. Der Medienwandel verändere den Markt dieser Magazine fundamental, teilte der Geschäftsführer des Verlags, Peter Rensmann, mit. Wurden im Herbst 2010 noch mehr als 180.000 Exemplare Prinz pro Ausgabe verkauft, waren es im Sommer dieses Jahres nur noch 150.000 (IVW). Das Stadtmagazin ist 1986 in Bochum gegründet worden und gehört seit 1989 zum Jalag. Der Ableger Prinz Top Guide soll weiter als Printausgabe erscheinen.

© Süddeutsche.de/dapd/AFP/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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