TV-Kritik "Wer wird Millionär?":Ein Jauch zu viel

Jauch gewinnt bei Jauch eine halbe Million - dank Jauch. Das Prominenten-Special von "Wer wird Millionär?" steht ganz im Zeichen des Moderators beziehungsweise seines Doppelgängers. Eine TV-Kritik inklusive aller Fragen und Antworten zum Nachspielen

Carolin Gasteiger

TV-Kritik "Wer wird Millionär?": Der doppelte Jauch. Moderator Günther Jauch (rechts im Bild) mit dem Parodisten Michael Kessler, der für "Switch" in die Rolle des TV-Moderators schlüpft.

Der doppelte Jauch. Moderator Günther Jauch (rechts im Bild) mit dem Parodisten Michael Kessler, der für "Switch" in die Rolle des TV-Moderators schlüpft.

(Foto: RTL / Frank Hempel)

"Das ist ja nicht meine Show. Also, mittlerweile schon." Was Cindy aus Marzahn im Eifer des Gefechts bei "Wer wird Millionär?" so von sich schleudert, sollte sich bewahrheiten. Denn die korpulente Blonde machte das 25. Prominenten-Special der RTL-Quizshow durchaus sehenswert. Schließlich lenkte sie zumindest eine Zeitlang von Günther Jauch ab, beziehungsweise von seinem Alter Ego.

Auf das Zusammentreffen des Moderators mit seinem "Switch"-Doppelgänger Michael Kessler war die ganze Sendung ausgelegt. "Dieser Mann ist fällig", hatte sich der echte Jauch vorab gefreut. Doch bis zum Showdown zwischen Jauch und Jauch muss der Zuschauer sich gedulden.

Schlagersänger Jürgen Drews eröffnete das Prominenten-Special am Donnerstagabend und musste bald feststellen, dass so eine Quizshow nicht El Arenal ist. Mit deutlichen Anlaufschwierigkeiten rätselte sich der 67-Jährige durch die Fragen, zögerte lange bei den Antworten - Herr Drews, ist Ihnen Sepia wirklich kein Begriff? - um am Ende ernüchternd festzustellen: "Jetzt weiß ich, warum ich das erste Mal durchs Abitur gefallen bin."

Quizshow-Kandidat, eine Rolle, in der er nicht den Ton angeben kann, ist seine Sache eher nicht. Immerhin konnte der Moderator Drews mithilfe von vier Jokern zu 125.000 Euro verhelfen. Jauch beherrscht das Spiel eben. Mag er mit seiner Talkshow im Ersten noch nicht ganz überzeugen - "Wer wird Millionär?" macht er seit knapp 14 Jahren. Da bringt ihn auch ein nervöser "König von Mallorca" nicht aus der Ruhe.

Telefonterror bei Oliver Pocher

Um Jauch aus der Reserve zu locken, braucht es schwerere Geschütze. Wie Cindy aus Marzahn, quietschrosa Proll-Bonbon mit Ossi-Schnauze, eine heikle Komponente, neben dem spießig korrekten Jauch.

Testen Sie sich selbst! Um die Fragen von Jauch an Cindy zu spielen, klicken Sie oben in das Bild und starten Sie das Quiz.

Aber gerade weil die beiden so unterschiedlich sind, harmonieren sie perfekt und bieten Unterhaltung. "Zwei Mal Jauch, das schaff ich auch", sagt sie über den Gastgeber und seinen Doppelgänger. Jauch macht Cindys Späße ("Wenn Sie mir jetzt anbieten würden, einen Porno zu drehen, würde ich ja sagen") beherzt mit, auch wenn seine zwischendurch immer wieder hochgezogenen Augenbrauen verraten, dass dies nicht unbedingt seine Art von Humor ist.

"Klugscheißer aus Potsdam"

Doch als Cindy ihn schließlich einmal durchs halbe Studio jagt, reicht es Jauch. "Wenn der Mob die Regierung übernimmt", raunzt er seinem Alter Ego Kessler zu. Und Cindys Telefonjoker Oliver Pocher, den die Kandidatin gleich zwei Mal hintereinander konsultiert, flüstert er am Telefon zu: "Sie nervt. Sie hört nicht auf."

Aber Herr Jauch, dabei geben Sie so ein amüsantes Duo ab! Sollte aus Cindys Assistentinnen-Job bei "Wetten, dass..?" nichts werden, an Günther Jauchs Seite wäre sie auch gut aufgehoben. Nur befürchtet dieser offenbar, dass ihm die Wuchtbrumme die Show stehlen könnte. Als sie bei 125.000 Euro aufhören muss, verlässt sie die Bühne auch ein wenig beleidigt. Das wäre schon ihr Ding.

Nach einer langweiligen Raterunde mit Felix Magath kommt es schließlich zum von RTL überall angekündigten Aufeinandertreffen: Als Günther Jauch tritt Michael Kessler nach zweieinhalb Stunden Sendung endlich dem wahren Jauch gegenüber. Der Moderator kündigt sein Alter Ego als "Klugscheißer aus Potsdam" an - wie schön, wenn man auch mal vom Leder ziehen darf.

Kessler zischte sich sodann mit dem stimmhaftem "s" à la Jauch durch die Fragen, nicht ohne an geeigneter Stelle auch die für den Moderator typischen Kunstpausen einzulegen. Kessler kann Jauch. Nur ist es ausgerechnet bei "Wer wird Millionär?", der Sendung, die Jauch seit knapp 14 Jahren moderiert, am Ende doch zu viel des Jauch, äh, des Guten.

Testen Sie sich selbst! Um die Fragen von Jauch an Jauch zu spielen, klicken Sie oben in das Bild und starten Sie das Quiz.

Spott für Gottschalk

Als einziger Kandidat hatte der doppelte Jauch übrigens prominente Unterstützung dabei: Thomas Gottschalk, dargestellt von Kesslers "Switch"-Kollege Bernhard Hoëcker, der diesen gekonnt gönnerhaft gab. So spöttelte er von seinem Platz im Publikum über seinen ehemaligen Kollegen: "Irgendwann hab ich Karriere gemacht und er macht immer noch Quizshows."

Als ob der Jauch-Faktor noch nicht hoch genug wäre, setzten die Macher bei der 32.000-Euro-Frage noch eins drauf: Als Fake-Jauch Kessler bei der Frage nach Günther Jauchs zweitem Vornamen passen muss und einen Telefonjoker konsultiert, klingelt es ausgerechnet in der Jackettasche des echten Jauchs. Wen wundert's.

Um das Geheimnis zu lüften: Jauch heißt Johannes mit zweitem Vornamen und Kessler erspielte 500.000 Euro. Also Günther Jauch. Von dem hat RTL aber eindeutig eine Portion zu viel in die Sendung gepackt.

Um alle Fragen an Drews, Cindy, Magath und Kessler alias Jauch selbst nachzuspielen, klicken Sie hier.

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