"The Slap" bei Arte:Partyknaller

"The Slap" bei Arte

Harry (Alex Dimitriades), Hector (Jonathan LaPaglia), Rosie (Melissa George) mit Hugo (Julian Mineo) und Aisha (Sophie Okonedo) in The Slap.

(Foto: Arte / Ben King)

Eine Grillfeier, eine Ohrfeige und die Folgen. Die australische Serie "The Slap" erzählt die Geschichte eines zerfallenden Freundeskreises, in Episoden und stets aus der Perspektive einer anderen Figur. Das Leben, eine Seifenoper. Ab heute bei Arte.

Von Katharina Riehl

Als im Herbst des Jahres 2008 in Australien Christos Tsiolkas' Roman The Slap erschien, schrieb der Sydney Morning Herald zwei Dinge: Der Roman, für den Tsiolkas später den Commonwealth Writers Prize gewinnen sollte, skizziere die Anatomie einer neuen australischen, im höchsten Maße multikulturellen Mittelklasse, in der am Ende jeder eine zweite Chance bekommt. Und es gebe Elemente in dem Buch, die The Slap zu einer anspruchsvollen Seifenoper machten. Der Roman schreie geradezu danach, in eine achtteilige Miniserie verwandelt zu werden. Im Oktober 2011 hatte diese Miniserie dann beim Sender ABC 1 Premiere.

Serien wie Breaking Bad oder The Wire, heißt es ja gerne, seien die Romane der Gegenwart, tatsächlich muss man bei The Slap aber sagen, dass schon das Buch im Grunde eine Serie war. Die Geschichte beginnt an einem sonnigen Tag in Melbourne, bei der Feier von Hectors 40. Geburtstag. Seine Frau Aisha hat Unmengen von Fleisch gekauft und Freunde in den Garten eingeladen, seine griechische Mutter und ihre 39 bis zum Rand gefüllten Salatschüsseln sind auch da, und die hübsche blonde Babysitterin, mit der Hector schon wirklich sehr gerne ins Bett gehen würde.

Dann läuft alles aus dem Ruder. Hugo, das schreckliche Gör eines befreundeten Paares, das schon sehr wohlartikuliert seine Mama darum bitten kann, an ihrem Busen trinken zu dürfen, geht auf die anderen Kinder mit einem Cricketschläger los. Hectors Cousin, knallt ihm eine: The Slap, die Ohrfeige. Aus diesem Knall entwickeln sich Roman und Serie, jede Episode trägt den Namen einer anderen Person von der Gästeliste des Grillfests. Und immer ganz streng aus einer Perspektive wird erzählt, wie die Geschichte mit der Ohrfeige, dem Streit danach, der Anzeige der Eltern, dem Gerichtsverfahren weitergeht. Wie ein Freundeskreis zerfällt, weil man sich zwar vielleicht auf eine Biermarke und ein Cricketteam geeinigt haben, aber trotzdem sehr unterschiedliche Leben führen kann.

Man bekommt in Europa nicht sehr viel mit aus dem australischen Fernsehen, abgesehen vielleicht von den echten Seifenopern wie Neighbours, die in den Achtziger- und Neunzigerjahren mal Popstars und -sternchen wie Kylie Minogue, Jason Donovan und Natalie Imbruglia hervorbrachten. Auch Neighbours erzählt bis heute von einer Welt, die der von Tsiolkas nicht unähnlich ist: Nachbarn in einem Vorort von Melbourne; Liebe, Freundschaft, Familie, Verrat.

Australien ist ein Soap-Land, die Industrie ist riesig, weshalb es wahrscheinlich auch realistisch ist, dass es sich bei einer der Grillpartybesucherinnen um eine Soap-Autorin namens Anouk handelt. Als ironische Metaebene auf ihr eigenes Lebensdrama funktioniert es aber natürlich auch, dass Anouk während sie in der Serie auftritt, mit dem Drehbuch ihrer eigenen Serie kämpft. Leben für die Quote.

The Slap ist kein großes, bildgewaltiges Erzählfernsehen, sondern eine Sammlung kleiner Erzählungen, aus denen sich ein großes Bild ergibt. Das Leben in Episoden. Aber im Grunde hat man ja ohnehin manchmal das Gefühl gehabt, dass es sich auch beim Leben einfach um eine Seifenoper handeln könnte.

The Slap, Arte, donnerstags, jeweils zwei Folgen, 20.15 Uhr

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