Streit über World Press Photo 2013:Zu viel Licht

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Kurze Schatten und helle Gesichter: Das World Press Photo 2013 steht in der Kritik.

(Foto: Paul Hansen)

Die Kritik ebbt nicht ab: Seit der Schwede Paul Hansen Ende April für das beste Pressefoto 2013 ausgezeichnet wurde, wird ihm Manipulation an seinem Siegerfoto vorgeworfen. Nun hat ein US-Technologie-Blog die Debatte verschärft - die World Press Photo Organisation reagiert umgehend.

Von Paul Katzenberger

Ist es magisches Licht, oder hat der Fotograf Paul Hansen allzu sehr mit Photoshop nachgeholfen? Seit der Gewinner des World Press Photo Awards 2013 Ende April bekannt gegeben wurde, will die Kritik an dem Siegerfoto des weltweit größten und renommiertesten Wettbewerbs für Pressefotografie nicht verstummen. Nun hat der US-Technologie-Blog ExtremeTech aus dem US-Medienhaus Ziff Davis die Debatte um das Foto verschärft. Es sei vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Hansen der Titel aberkannt werde, so der Blog.

Das Bild, das der schwedische Fotograf im November 2012 für die Tageszeitung Dagens Nyheter aufgenommen hat, zeigt eine aufgebrachte Menschenmenge in den Straßen von Gaza-Stadt. Auf ihren Armen halten die Menschen die zwei toten Kinder Suhaib und ihren Bruder Muhammad, die während eines israelischen Raketenangriffs ums Leben kamen. Sie sind auf dem Weg zu einer Moschee, wo die Kinder beigesetzt werden sollen - die Leiche des Vaters wird hinter ihnen hergetragen.

Tatsächlich ist das Foto von nahezu unnatürlicher Perfektion. Die Gesichter der Opfer und der Trauernden wirken, als würden wie sie bei Filmaufnahmen angestrahlt - die eng daneben stehenden Häuser werfen auffällig kurze Schatten.

Auf den Lichtverhältnissen auf dem Foto beruht im Wesentlichen auch die Kritik des ExtremeTech-Artikels. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Fotos - um 10.40 Uhr im Winter - habe die Sonne verhältnismäßig tief gestanden. Dementsprechend müssten die Schatten an der linken Mauer die Gesichter der daneben hergehenden Trauernden bedecken, doch dies sei nicht der Fall.

Für eine künstliche Aufhellung der Gesichter spreche zudem die Untersuchung des forensischen Bilder-Analysten Neil Krawetz, heißt es in dem Eintrag bei ExtremeTech weiter. In einer zweistufigen Analyse sei der Experte zu dem Ergebnis gekommen, dass Hansens Foto mit großer Sicherheit aus drei Bildern einer Fotoserie zusammengesetzt worden sei. Der Fotograf habe schlicht und einfach erkannt, dass sein dramatischstes Bild zu dunkel sei und habe es daher auf diesem Wege künstlich aufgehellt.

Zwei unabhängige Experten eingeschaltet

Die World Press Photo Organisation will die neuerlichen Anschuldigungen nun nicht mehr auf sich sitzen lassen. Auf Anfrage von Süddeutsche.de kündigte die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Amsterdam an, zwei unabhängige Experten mit einer forensischen Untersuchung des Bildes zu beauftragen.

Neue Bedenken kämen durch diesen Schritt nicht zum Ausdruck, so World Press Photo: "Paul Hansen hat bereits im Detail erklärt, wie er das Bild bearbeitet hat. Wir haben keinen Grund, an seiner Erklärung zu zweifeln." Doch um weitere Spekulationen zu unterbinden, kämen die Experten nun mit der vollen Zustimmung des Fotografen zum Einsatz.

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