Simon Wiesenthal Center gegen Magazin "Landser":Die Schlacht ist eröffnet

Feuer, Tod und Harte-Männer-Romantik - die Autoren des Magazins "Landser" wollen die Gräuel des Krieges darstellen. Das Simon Wiesenthal Center empfindet das als Verherrlichung des Nationalsozialismus und fordert ein Verbot des Heftes.

Von Matthias Drobinski

"Tod an der Reichsgrenze" heißt das aktuelle Heft. Es ist der Herbst 1944, der Russe marschiert, den Männern der Wehrmacht aber gelingt "das scheinbar Unmögliche": "Sie stoppen den feindlichen Vorwärtsdrang". Es ist der übliche Landser-Plot: Tapfere deutsche Soldaten trotzen der Übermacht, in diesem Fall überwinden sie die russischen Linien in einem erbeuteten Panzer.

Die Erzählung hastet von Feuer und Tod und Harte-Männer-Romantik zur Erkenntnis, dass nur der Kampf zur "Verteidigung der Heimat" einen Sinn hat. Kriegsverbrechen und Judenmord haben hier keinen Platz.

Seit 1957 erscheint der Landser jede Woche; geht es nach dem Simon Wiesenthal Center, ist es bald vorbei damit. Die jüdische Organisation aus den USA fordert von der Bundesregierung ein Verbot des Groschenheftes, weil es "durch die Präsentation von Mitgliedern der Waffen-SS und anderer Nazi-Kriegsverbrecher als deutsche Helden" den Holocaust verharmlose und den Nationalsozialismus verherrliche.

Innenministerium nimmt Vorwürfe "sehr ernst"

Inhaltlich ist der Streit so alt wie das Heft: Die Landser-Autoren sagen, sie wollten nur die Gräuel des Krieges darstellen. Kritiker halten das für vorgeschoben. Verboten oder als jugendgefährdend indiziert jedenfalls wurde das Heft nie. Nun aber kommt der Angriff mit Macht: Das Innenministerium nehme die Vorwürfe "sehr ernst", zitiert die New York Times einen Sprecher.

Und sie treffen nicht irgendwen: Der Moewig-Verlag, in der das Heft erscheint, gehört zum Bauer-Verlag, in dem auch das Jugendmagazin Bravo erscheint. Der betont nun, alle seine Publikationen stünden "im Einklang mit den in Deutschland geltenden Gesetzen", auch der Landser. Der Verlag lege "größten Wert darauf dass darin weder der Nationalsozialismus verherrlicht noch Naziverbrechen verharmlost werden". Die Schlacht ist eröffnet.

Der Plot des nächsten Heftes: "Im Gebiet der Prijet-Sümpfe kommt es zu Partisanenüberfällen - Männer der späteren 8. SS-Kavallerie-Division sollen sie unterbinden." Mal sehen, wie sie das schaffen.

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