Neuauflage von "Familien Duell":Mäp-Määp

Lesezeit: 2 min

Auch Werner Schulze-Erdel kannte schon das "Special". Sein Familien Duell wurde 2001 als "Single Duell" inszeniert - mit einem Männerteam gegen eines aus Frauen. (Foto: OBS)

Das "Familien Duell" kommt zurück ins Programm. Statt Werner Schulze-Erdel wird Daniel Hartwich moderieren - und statt Otto Normalfamilien treten Prominente gegeneinander an. Ein Rückblick auf ein Stück Fernsehgeschichte.

Von Kathleen Hildebrand

Bis 2003 hat Werner Schulze-Erdel 2275 Mal das Familien Duell auf RTL moderiert. Mit sonorer Kettenraucher-Stimme, weißen Socken in den Slippern und jedes Jahr eine Nuance mallorcagebräunter. In seiner Finca konnte Schulze-Erdel viele sonnige Tage verbringen, weil er sonst sehr fleißig war und fünf Sendungen pro Tag aufzeichnete.

Trotz dieses Pensums war er in der Sendung nie genervt, nie erschöpft. Immer fröhliche Routine. "Du hast ja eine Verantwortung", sagte er einmal in der Harald Schmidt Show, "wenn du prominente Gäste auf den Arm nimmst, ist das okay. Aber die normalen Leute können sich ja gar nicht wehren." Deswegen nahm er seine Kandidaten immer eher in als auf den Arm.

Schadenfreude im Dschungel verbraucht

Nun kommt die Show zurück, moderiert von Daniel Hartwich, RTLs Jungem für alles. Was Menschenfreundlichkeit betrifft, fällt es ihm leicht, sich am großen Vorbild zu orientieren: "Ich muss sagen, dass mein Pensum an Schadenfreude für dieses Jahr aufgebraucht ist", sagte er seinem Sender im Interview. "Da habe ich im Januar im Dschungel eigentlich alles rausgelassen."

Und weil die "aufwendige Neuauflage" aufwendig ist und nicht mehr mittags, sondern in der Primetime am Freitagabend läuft, hat RTL etwas ganz Grundlegendes am Sendekonzept verändert: Es treten keine Normalfamilien gegeneinander an, sondern Prominente.

Einblick in die Köpfe der Deutschen

Dabei machte gerade das damals den Reiz der Sendung aus: dass das Privatfernsehpublikum ein Gesicht bekam und man selbst Einblick in die Köpfe der Deutschen. Eine Ehefrau erzählte da freimütig vom Erotikkalender, den sie für ihren Mann von sich hatte machen lassen - und der ergänzte, vor Aufregung schlimm verschwitzt: "Der hängt überm Frühstückstisch." Werner Schulze-Erdel sagte dazu nur: "Kriegt man immer Appetit", und tupfte dem Mann den Schweiß von der Stirn. Da wusste man: So ein Erotikkalender in der Küche, das ist ein bisschen speziell, aber so sind die Leute nun mal, da muss man sich nicht echauffieren. Eine Lektion in Abgeklärtheit.

Jedes Familienmitglied stellte sich am Anfang mit Motivationsbekundungssprüchen vor: "Ich bin Günther und wir ziehen euch den Stecker raus!", oder "Hallo, ich bin Christina und wir feiern gleich mit euch Kirmes!" Im Familien Duell ging es nie um Originalität, sondern um Alltäglichkeit. Wer das nicht verstanden hatte, verlor. Und das ging schnell: Wer auf die Frage nach einem Küchengewürz auch nur "Salbei" sagte, war schon viel zu weit weg von der deutschen Maggi-Küche. Schulze-Erdel sagte dann Sachen wie "ganz fein", "ganz besonders", "schöne Antwort" - da wusste man schon: Das gibt ein Mäp-Määp, den traurigen Leider-nicht-gewonnen-Sound.

Farbenprächtige Zebras

Schön war es natürlich immer, wenn jemand sehr überzeugt und siegessicher etwas Dummes sagte: "Nennen Sie ein besonders farbenprächtiges Tier" - "Zebra!", oder sich selbst entlarvte, wie im All-Time-Favourite: "Nennen Sie etwas, das man schlägt." - "Ein Kind." Oder die Königskategorie, der Dadaismus: "Nennen Sie etwas, das man aus Steinen macht" - "Einen Steinmenschen bauen."

Manchmal hatten die befragten 100 Personen aber auch etwas ganz Naheliegendes eben gerade nicht gesagt. Zu "Tier mit Geweih" war tatsächlich niemandem "Hirsch" eingefallen. Als die Kandidatin dann "Hirsch" sagte, hieß es ungerechterweise: Mäp-Määp. Von wegen Schwarmintelligenz.

Dann wieder wirkte die Sendung wie ein neuropsychologisches Experiment. Bei "Zutaten in einem Obstsalat" durfte man eben nicht "Obst" sagen. "Was reimt sich auf sauer" - "Süß." "Ein Spiel im Casino" - "Roy Black." "Nennen Sie eine Berufsbezeichnung, die auf -mann endet - außer Steuermann." Natürlich sagt der Kandidat: "Steuermann". Darüber lachte man, ja. Aber es zeigte auch, wie unser Gehirn funktioniert - und das war dann doch ganz schön originell.

© SZ.de/khil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: