Medienmogul Murdoch:Prädikat "ungeeignet"

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Im Abhörskandal sieht sich Medienunternehmer Rupert Murdoch heftigen Vorwürfen ausgesetzt: Ein britischer Parlamentsausschuss spricht ihm seine Eignung als Unternehmer ab. Das könnte Auswirkungen auf Murdochs TV-Beteiligungen haben.

Wegen des Abhörskandals bei der inzwischen eingestellten Boulevard-Zeitung News of the World hat eine britische Parlamentarierkommission Medienmogul Rupert Murdoch als Konzernchef für "nicht geeignet" erklärt. Angesichts der illegalen Praktiken habe sich Murdoch "blind gestellt", erklärte die Kommission.

Er bleibt in der Kritik: Eine Parlamentskommission wirft Rupert Murdoch vor, sich im Abhörskandal "blind gestellt" zu haben. (Foto: AFP)

Er sei nicht in der Lage, ein internationales Großunternehmen zu leiten und müsse die Verantwortung für den Abhörskandal rund um die eingestellte Zeitung News of the World übernehmen, heißt es in dem Bericht.

Die Untersuchungskommission, die am Dienstag ihren 121-Seiten-Bericht veröffentlichte, ist nur eines von mehreren Gremien, die sich mit dem Skandal bei News of the World befassen. Diese Kommission bestand aus jeweils fünf Abgeordneten der Konservativen und der Labour-Partei sowie einem Liberaldemokraten. Sie empfahl, das Londoner Unterhaus solle die erforderlichen Sanktionen wegen des Abhörskandals beschließen.

Allerdings wurde der Bericht der Kommission nicht einstimmig verabschiedet. Vier Abgeordnete der regierenden konservativen Partei von Premierminister David Cameron stimmten dagegen.

In dem Bericht der Parlamentarierkommission wird beklagt, die Herausgeber des Blattes hätten reflexartig versucht, die Vorgänge zu vertuschen, statt sie aufzuklären. Bei ihren Auskünften vor den Volksvertretern hätten diverse Zeugen und Verlagsverantwortliche "Verachtung" für das parlamentarische Gremium an den Tag gelegt, heißt es in dem Bericht weiter.

Das Ergebnis des Berichtes könnte Auswirkungen auf das Engagement Murdochs beim britischen Fernsehkonzern BSkyB haben. Derzeit hält Murdochs US-Konzern News Corporation 39,1 Prozent an der britischen Gruppe. Ein Versuch Murdochs, auch die restlichen Anteile zu übernehmen, war bereits an der Abhöraffäre gescheitert.

Die Affäre hat auch Premierminister Cameron erreicht

Auch die britische Medienaufsicht Ofcom untersucht die Frage, ob der Murdoch-Konzern geeignet ist, eine Fernsehlizenz in Großbritannien zu halten. In den vergangenen Jahren waren von Reportern der inzwischen eingestellten Murdoch-Zeitung News of the World unter anderem die Telefone von Prominenten und Verbrechensopfern angezapft worden. Redakteure der Sun stehen im Verdacht, Polizisten bestochen zu haben.

Die Affäre hat inzwischen auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron erreicht. Diese hatte den beabsichtigten BSkyB-Deal durchgewunken. Im Nachhinein wurden enge Kontakte von Cameron sowie seinem Medienminister Jeremy Hunt zu Murdoch und dessen Lobbyisten bekannt.

News of the World gehörte zu Murdochs Medien-Imperium News Corporation. Journalisten des Boulevardblatts hatten über Jahre insgesamt rund 800 Politiker, Prominente sowie Anschlags- und Entführungsopfer abgehört. Die Zeitung wurde im Juli eingestellt. Zu den Mitschuldigen der Abhörpraktiken zählte die Kommission den früheren Chef von News International, Les Hinton, News of the World-Herausgeber Colin Myler und den früheren Leiter der Rechtsabteilung bei News International, Tom Crone.

Seit den ersten Enthüllungen über den Skandal gab es bereits rund 40 Festnahmen, die News-Corporation-Tochter News International zahlte an Opfer des Abhörskandals Millionen-Entschädigungen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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