500. Folge "Simpsons":Grillen mit Julian Assange

Nur witzig sind die Simpsons schon lange nicht mehr. In der 500. Folge der US-Serie um die Chaosfamilie aus Springfield geht es so politisch zu wie selten. Als Gaststar tritt ein Prominenter auf, der in Wirklichkeit unter Hausarrest steht.

Carolin Gasteiger

Simpsons Assange

Julian Assange am Grill, Bart und Homer mit erwartungsvollem Blick: In der 500. Folge treffen die gelben Chaoten aus Springfield auf den Wikileaks-Gründer, der momentan unter Hausarrest steht.

(Foto: AP)

Ausgerechnet zu ihrem Jubiläum müssen die Simpsons raus aus Springfield. In der 500. Folge, die an diesem Montag ausgestrahlt wird, werden sie aus der Stadt verstoßen - aus Kostengründen. Barts Streiche, Homers Unfug und Lisas Umweltbewusstsein sind der Stadt zu teuer. Eine Antwort auf die Finanzkrise? Oder soll der Akt der Verbannung davon zeugen, dass Amerika genug hat von der krawallmachenden gelben Comicfamilie, die stets für Unruhe im betont biederen Springfield sorgt?

Wohl kaum. Auch 20 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung ist eine der erfolgreichsten Abendsendungen in der Geschichte des US-Fernsehens noch lange nicht am Ende. Die Simpsons sind zu einer Verquickung aus Humor, Politsatire und Zeitgeist-Phänomen geworden. Nirgendwo sonst sieht man deutlicher, wie Amerika wirklich tickt. Und sich dabei selbst verlacht.

Wie politisch brisant Die Simpsons sind, zeigt die Auswahl des Gaststars zur 500. Folge: Julian Assange. Als Eigenbrötler in der Wildnis skizzieren die Macher den Wikileaks-Gründer nicht weniger verschroben als die Simpsons selbst. Kommunikation? Keine Chance. Als Bart ihn bei einem Grillfest fragt, wie es ihm gehe, antwortet Assange: "Das ist meine Privatsache."

Assange ist per se nicht gerade die spannendste Personalie, die je in Springfield zu Gast war. Mit seinem Auftritt bei den Simpsons reiht er sich ein in eine Riege prominenter Gaststars: Mick Jagger, George Harrison, Elizabeth Taylor, Dustin Hoffman, Michael Jackson und auch Tony Blair waren schon zu Besuch. Aber Assange gehört wohl zu den politisch heikelsten Gästen.

Die Tatsache, dass Wikileaks Geheimdepeschen von US-Botschaften sowie interne US-Militärunterlagen über den Afghanistan-Krieg, den Irak-Einsatz und das Gefangenenlager Guantanamo veröffentlicht hatte, machen seinen Auftritt zum Politikum. Seit mehr als zwei Jahren schon versucht Assange, seine Auslieferung nach Schweden zu verhindern, wo ihm ein Verfahren wegen sexueller Belästigung droht. Der Wikileaks-Kopf befürchtet, an die USA ausgeliefert zu werden, wo gerade geprüft wird, ob er wegen Verschwörung belangt werden kann.

Seinen Text soll Assange selbst an einem geheimen Ort in Großbritannien eingesprochen haben, wo er momentan unter Hausarrest steht. Zeit für seine mediale Vermarktung findet er aber offenbar genug: Neben seinem Simpsons-Auftritt plant der Australier momentan eine Interviewserie im russischen Fernsehen.

Um mangelnde Aufmerksamkeit brauchen sich die Simpsons jedenfalls keine Sorgen zu machen. Laut ihrem Schöpfer Matt Groening, der die gelben Gesellen einst in einer Viertelstunde auf seinem Zeichenblock entworfen haben soll, haben Homer, Marge, Bart und Co. gerade mal die Hälfte ihrer Jahre hinter sich. Bleibt abzuwarten, wer in der 1000. Folge auftreten wird.

Die Simpsons, ProSieben, 20:15 Uhr

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde zur Ausstrahlung der 500. Simpson-Folge in den USA am 20. Februar 2012 verfasst und aufgrund der Ausstrahlung im deutschen Fernsehen am 28. Januar 2013 aktualisiert.

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