Zuckerkrankheit:Diabetes-Typ-2-Gene entschlüsselt

Ein internationales Wissenschaftler-Team hat die wichtigsten Gene identifiziert, die mit der Entwicklung von Altersdiabetes zusammenhängen. Nun hoffen sie auf einen Gen-Test.

Ein internationales Wissenschaftler-Team hat nach eigenen Angaben die wichtigsten Gene identifiziert, die mit der Entwicklung von Diabetes vom Typ 2 zusammenhängen.

Wie die Forscher aus Großbritannien, Kanada und Frankreich im Fachmagazin Nature online berichten, ist damit der genetische Hintergrund der Krankheit zu 70 Prozent geklärt.

Auf der Grundlage ihrer Untersuchung lässt sich demnach die Veranlagungen für diese auch Altersdiabetes genannte Krankheit mit einer ebenso hohen Wahrscheinlichkeit vorhersagen.

Es ist das erste Mal, dass der genetische Hintergrund einer Krankheit so detailliert entschlüsselt wurde. Die Wissenschaftler hoffen, dass es nun möglich sein wird, einen Gen-Test zu entwickeln, mit dem gefährdete Personen - vor allem übergewichtige junge Menschen mit einem unter Diabetes leidenden Elternteil - ihr Risiko für Diabetes Typ 2 feststellen können.

Eine der Mutationen, die ihrer Einschätzung zufolge die Krankheit auslösen, betrifft einen bestimmten Zink-Transporter, der eine wichtige Rolle für den Insulin-Stoffwechsel spielt. Da Typ-2-Diabetes mit einem Mangel an Insulin zusammenhängt vermuten die Forscher, dass es möglich sein könnte, hier mit einer Therapie anzusetzen.

Fast 400.000 Mutationen untersucht

Die Wissenschaftler hatten die Gene von fast 700 Diabetikern mit ebenfalls betroffenen Angehörigen sowie von ebenso vielen Nicht-Diabetikern untersucht und insgesamt fast 400.000 Mutationen unter die Lupe genommen. Schließlich wurden die Ergebnisse an 5500 französischen Diabetikern überprüft. Demnach sind mindestens vier Gene für Typ-2-Diabetes mitverantwortlich.

Voraussichtlich in einem oder zwei Jahren könnten leicht übergewichtige junge Menschen mit einem unter Diabetes leidendem Elternteil ihre Diabetes-Anfälligkeit mit einem Gentest testen, berichteten die Forscher. Der Gefahr könne dann mit einer Anpassung der Ernährung und mit Sport entgegengewirkt werden.

"Es gibt zwei Hauptursachen für Diabetes Typ 2 - Übergewicht und eine Veranlagung", erklärte Philippe Froguel vom Imperial College in London. "Unsere Ergebnisse bedeuten, dass wir einen guten genetischen Test entwickeln können, der das Risiko für diese Diabetes vorhersagen kann."

Wenn man jemanden auf die persönliche Gefahr hinweisen könne, so Froguel, dann seien die Betroffenen weit stärker motiviert, zum Beispiel ihr Essverhalten zu verändern, um der Krankheit vorzubeugen.

"Bislang hat das Verständnis, wie Gene Krankheiten beeinflussen, nur furchtbar langsame Fortschritte gemacht", fügte David Balding vom Imperial College hinzu.

Die Studie sei eine der ersten größeren Untersuchungen auf der Grundlage neuer Technologie zur Genomforschung, in die Regierungen und Forschungseinrichtungen in den letzten Jahren viel investiert hätten. "Unsere Forschung zeigt, dass diese Technologie zu großen Fortschritten führen kann."

Weltweit leiden mehr als 200 Millionen Menschen unter der Stoffwechselkrankheit - allein in Deutschland sind es mehrere Millionen. Fachleute befürchten, dass die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahren erheblich zunehmen werden.

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